Wien - In der Affäre um eine Förder-Million für die Fußball-Jugend, die zur Zahlung der Bundesliga-Schulden bei der Finanz verwendet worden sein soll, hat es Hausdurchsuchungen in den Büros des Österreichischen Fußball-Bunds (ÖFB) und der Fußball-Bundesliga gegeben. Das berichtet der "Kurier" in der Freitagausgabe. Im Zentrum der Ermittlungen steht laut der Zeitung der ehemalige Bundesliga-Vorstand und heutige BZÖ-Mann Peter Westenthaler. Dieser bestreitet die Vorwürfe.

Westenthaler soll 2003 kurz nach seinem vorübergehenden Ausstieg als Politiker als Vorstand der Fußball-Bundesliga für einen Nationalratsbeschluss lobbyiert haben, um eine Million Euro als Sonderförderung für die Fußball-Jugend loszueisen. Tatsächlich sei die Million niemals für österreichische Fußball-Talente gedacht gewesen, sondern ausschließlich zur Zahlung der Bundesliga-Schulden bei der Finanz, schreibt der "Kurier".

Die Zeitung zitiert aus Protokollen, wonach der damalige zweite Geschäftsführer der Bundesliga, Thomas Kornhoff, Westenthaler belaste. Dem Finanzvorstand Kornhoff soll es bei der Sache "alles andere als wohl gewesen sein", weswegen er sich vom Aufsichtsrat extra einen Persil-Schein ausstellen ließ. Im Protokoll vom 18. Februar 2004 heißt es: "Der Aufsichtsrat beauftragt Herrn Kornhoff, im Innenverhältnis - ohne Prüfung des Inhalts - zu unterschreiben. Herr Kornhoff wird diesbezüglich bereits jetzt pauschal vom Aufsichtsrat entlastet. Das heißt, für den Inhalt und die Abwicklung dieser Rechtssache ist Ing. Westenthaler allein verantwortlich."

Westenthaler kontert

Westenthaler weist die Anschuldigungen zurück. Die Förderung sei "völlig korrekt, transparent und vielfach geprüft verlaufen" und als Pauschalabgeltung der Aufwendungen der Bundesligaclubs für das Projekt Challenge 2008 (also für die Vorbereitung für die EURO 2008 beispielsweise durch Förderung des bevorzugten Einsatzes heimischer junger Kicker in den Bundesligamannschaften) mittels schriftlichem Vertrag vom ÖFB an die Bundesliga weitergeleitet und eingesetzt worden, ließ Westenthaler kürzlich in einer Aussendung wissen.

Außerdem ortet der Klubobmann des BZÖ eine "unsaubere Polit-Kampagne von "Kurier" und "Grünen" und wetterte dabei auch gegen die Korruptionsstaatsanwaltschaft (KStA), an deren Spitze Walter Geyer steht, der von 1986 bis 1988 für die Grünen als Abgeordneter dem Parlament angehörte.

"Es ist schon bemerkenswert, dass eine Behörde wie die angeblich unabhängige Korruptionsstaatsanwaltschaft, die von einem ehemaligen Grünen Klubobmann-Stellvertreter und Ex-Grün-Abgeordneten geleitet wird, auf Zuruf des Grünen Abgeordneten Peter Pilz agitiert", empörte sich Westenthaler.

Der Haken an der Sache: In dieser Causa ermittelt gar nicht die KStA. Diese ist ex lege nur für untersuchungswürdige Fälle zuständig, die sich nach dem 1. Jänner 2009 zugetragen haben. "Wir haben aufgrund der gesetzlichen Zuständigkeitsbestimmungen eine bei uns eingelangte Anzeige bereits Ende Jänner an die Staatsanwaltschaft Wien abgetreten", teilte KStA-Sprecher Martin Ulrich mit.

Grasser dementiert Beteiligung

Auch der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser (V) hat bereits dementiert, an der Abmachung direkt beteiligt gewesen zu sein. Alles sei "auf Beamtenebene" abgelaufen. Der damalige Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer (B) wurde vor kurzem im "Kurier" mit der Aussage zitiert, er habe sich geweigert, bei dem Deal mitzumachen. "Offensichtlich ist die Angelegenheit dann über Grasser gegangen", sagte Schweitzer.

ÖFB bestätigt Hausdurchsuchung

Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) bestätigte die Hausdurchsuchung am Donnerstagabend in einer Aussendung. Thomas Hollerer, Leiter der Direktion Recht und Administration im Verband, habe den Beamten unverzüglich und freiwillig sämtliche Unterlagen und Verträge zur Verfügung gestellt.

"Es ist für uns selbstverständlich, dass wir in vollem Umfang kooperieren und heute genauso wie auch zukünftig gegenüber den zuständigen Behörden volle Transparenz gewährleisten", betonte ÖFB-Präsident Leo Windtner. Der ÖFB habe bezüglich der der Bundesliga im Jänner 2004 gewährten Sonderförderung nichts zu verbergen und alles korrekt abgewickelt. "Seitens der Österreichischen Bundesliga wurde uns zudem mehrfach zugesichert und schriftlich bestätigt, dass die in Rede stehenden Fördermittel widmungsgemäß verwendet wurden", ergänzte Windtner. (APA)