Wien - Die Wiener Ärztekammer hat am Mittwoch vor Folgen geplanter Strukturmaßnahmen im Wiener Spitalswesen aufmerksam gemacht. Infolge des "Regionalen Strukturplans Gesundheit" (RSG) sollen künftig im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) ein Prozent an Personal und zwei Prozent im Sachbereich eingespart werden, hieß es. "Es wird weniger Leistung für mehr Patienten mit steigendem Bedarf geben - das ist ein Systembruch", meinte Robert Hawliczek, Obmann-Stellvertreter der angestellten Ärzte in Wien, im Gespräch mit Journalisten. Besser wäre es, neue Einnahmequellen zu nutzen - etwa den Anteil der zusatzversicherten Patienten anzuheben.

Von den geplanten Einsparungen wären in erster Linie die Patienten betroffen, denn es müssten rund 30 Turnusärztestellen unmittelbar gestrichen werden, so Hawliczek. Darüber hinaus würden Facharztstellen nicht oder nur sehr verspätet nachbesetzt werden. "Sich ein verlegtes Ohr im AKH ausspülen zu lassen, weil der Patient keinen Termin beim Facharzt bekommen hat", sei ohnehin an der Tagesordnung, berichtete der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres. Wenn jetzt noch zusätzlich Personal in den Spitälern eingespart werden soll, würde insgesamt die medizinische Leistung fallen.

Keine Nachbesetzung bei Pensionierung

Auch bei den an der Medizinischen Universität beschäftigten Ärzte werde eingespart, so der Vizepräsident. Freiwerdende Stellen durch Pensionierungen würden nicht nachbesetzt und alle zusätzlich zugesagten und noch nicht ausgeschriebenen Posten würden derzeit auf Eis liegen. Insgesamt seien davon 180 Stellen betroffen. Viele der forschenden Ärzte müssten ohnehin schon am Krankenbett aushelfen und arbeiten. Der bisher gute Ruf der Wiener Forschung würde darunter auf Dauer leiden. Schon jetzt würden vermehrt viele junge einheimische Ärzte vorrangig an Spitäler in Deutschland und Dänemark wechseln.

Die Wiener Ärztekammer fordert daher einen runden Tisch mit Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ), Vertretern des KAV und der Medizinischen Universität Wien. Eine "alternative Finanzierungsquelle" durch das Ausschöpfen des erlaubten Anteils an Zusatzversicherten würde zudem einen Personalabbau unnötig machen. Derzeit betrage dieser in den städtischen Spitälern nur fünf Prozent. Es bestünde gesetzlich jedoch die Möglichkeit, ihn auf 25 Prozent anzuheben, wurde versichert.

Der zugedachte Marktanteil der öffentlichen Krankenhäuser Wiens gegenüber den Privatkrankenanstalten gehe seit Jahren zurück. "Aber gerade die zusatzversicherten Patienten bringen mehr als eine Milliarde Euro den österreichischen Spitälern", betonte Hawliczek. Da es allerdings zumeist keine Extra-Zimmer für Privatpatienten gebe, seien diese gezwungen, sich in privaten Kliniken behandeln zu lassen.Auch Umstrukturierungen in den organisatorischen Abläufen müssten mehr beachtet werden. "Ärzte verbringen fast 42 Prozent ihrer Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten", kritisierte der Vizepräsiden (APA)