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Zur Rettung des Bankensystems will Irland Teile der marodesten Institute verkaufen und diese dann miteinander fusionieren.

Foto: APA/EPA/Enda Doran

Trotz milliardenschwerer Hilfen kommen die irischen Banken nicht auf die Beine. Die Anglo Irish Bank verbucht 2010 mit einem Minus von 17,6 Milliarden Euro den größten Verlust in der Wirtschaftsgeschichte des Landes.

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Dublin - Der irische Bankensektor kommt nicht zur Ruhe. Für eine neue Hiobsbotschaft sorgt nun die verstaatlichte Anglo Irish Bank. Das Institut hat 2010 einen Verlust von 17,6 Milliarden Euro eingefahren. Damit übertrifft die Bank nicht nur ihre bisherigen Verluste, sie fährt damit auch den höchsten Verlust in der Wirtschaftsgeschichte des Inselstaates ein.

Kunden ziehen Geld ab

Das Ergebnisse wurde durch eine Abschreibung von 7,8 Milliarden Euro und einen Verlust von 11,5 Mrd. aus der Übertragung von faulen Krediten auf die irische Bad Bank Nama (National Asset Management Agency) belastet, erklärte das Institut. Die Anglo Irish leidet zudem unter der Flucht von Kunden, die aus Sorge um ihr Erspartes ihr Geld abziehen. Im vergangenen Jahr hatte die Bank Kundeneinlagen im Wert von 16,1 Milliarden Euro verloren. Zum 31. Dezember schmolzen die Einlagen auf 11,1 Milliarden Euro.

Die irische Regierung versucht nun, Herr der verheerenden Lage zu werden. Ein Ausverkauf der Anglo Irish und Irish Nationwide Building Society soll die Lage entspannen. Es werde ein Auktionsprozess eingeleitet, um Depots und Anlagen zu veräußern, kündigte die Schuldenagentur an.

Irland steht bei der Rettung des Finanzsystems unter starkem Druck. Denn im Gegenzug für die 85 Mrd. Euro Finanzhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds muss Irland sein Bankensystem restrukturieren. Anglo Irish etwa muss diverse Zweigstellen im Ausland bis zum 31. März schließen und ihre Vermögensverwaltungssparte bis Ende März verkaufen.

Die Krise der Finanzinstitute ist eine der Hauptursachen, warum Irland Ende 2010 unter den Schirm flüchten musste. Von den 85 Milliarden Euro sind 35 Milliarden für die Sanierung des Bankensystems vorgesehen. Allein für die Rekapitalisierung der Anglo Irish veranschlagt Dublin zwischen 29,3 und 34,4 Milliarden Euro. In die Irish Nationwide hat sie bereits 5,4 Milliarden Euro gesteckt. 2010 lag das irische Haushaltsdefizit vor allem wegen der Bankenfinanzierung bei unglaublichen 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Angesichts dieses Drucks zeigen sich Analysten von der geplanten Teilabwicklung der beiden Geldhäuser wenig überrascht. Kevin McConnell, Analyst bei Bloxham Stockbrokers, sagte: "Es gibt wenig Neuigkeiten über die Rosskur." Nach dem Verkauf von Anlagen sollen der Schuldenagentur zufolge die beiden Institute miteinander verschmelzen. Dies soll bereits in der ersten Jahreshälfte über die Bühne gehen.

Politischer Druck steigt

Die Rettung des Bankensystems wird immer mehr auch zum Politikum. In Irland wird am 25. Februar gewählt. Die wichtigste Oppositionspartei Fine Gael hat damit gedroht, die Anglo Irish Bank bis Ende 2011 zu schließen. Das gilt aber als unwahrscheinlich.

Alan Dukes, Chef der Anglo Irish Bank, sagte, dies würde die Steuerzahler bis zu zwölf Milliarden Euro zusätzlich kosten. Er äußerte sich auch kritisch über die bisherigen Hilfen. Die angesetzten 35 Mrd. Euro zur Rettung des Bankensystems würden nicht reichen. Dukes rechnet mit 50 Milliarden Euro, die nötig sein werden.

Irlands größte Banken hatten massiv unter Verlusten bei Immokrediten gelitten, als der Immobilienboom nach zehn Jahren endete. Anglo Irish wurde im Januar 2009 verstaatlicht. An der Allied Irish Banks hält die Regierung mehr als 92 Prozent, an der Bank of Ireland 36 Prozent. Sollte diese weitere Finanzhilfen brauchen, könnte auch sie noch verstaatlicht werden. (Reuters, dpa, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.2.2011)