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Von Banken Geld zu borgen ist teuer, es zu sparen bringt wenig.

Foto: AP/Michael Probst

Wien - Eine Überraschung gab es für einige Darlehenskunden der Raiffeisen Bausparkasse, als sie dieser Tage den Kontoauszug für das Vorjahr zugesandt bekamen: Sollzinsen von 5,9 Prozent wurden angegeben, wo doch die Zinsen seit der Wirtschaftskrise ein historisches Tief erreicht haben und etwa am Sparbuch je nach Bindung gerade einmal ein Prozent bezahlt wird und der Durchschnittszinssatz für Bauspardarlehen aktuell bei drei Prozent liegt.

"Nicht einmal zehn Prozent der Verträge hätten eine Verzinsung von 5,9 oder fünf Prozent" rechtfertigt sich Raiffeisen. Es handle sich um alte Fixzins-Darlehen. Den Kunden hätte man 2005 schriftlich einmal angeboten, auf einen flexiblen Vertrag umzusteigen. Wer nicht reagiert hat, der blieb im alten Schema. Nun passt die Raiffeisen Bausparkasse Mitte des Jahres diese Verträge auf das aktuelle Zinsniveau an. Wer nicht so lange warten will, setzt sich am besten sofort mit dem Institut in Verbindung. Dem Standard wurde versichert, dass "auf dem Kulanzweg" jederzeit der Zinssatz angepasst werde.

Das dürfte auch für Wüstenrot gelten, auch hier gibt es noch 4100 Verträge die mit fünf Prozent verzinst werden. Bei der ABV (Volksbanken) wird betont, man habe nur noch Verträge zwischen drei und 4,5 Prozent. Bei der S-Bausparkasse liegen die flexiblen Raten bei 3, 3,5 oder 3,75 Prozent.

Staatliche Prämie sinkt

"Die Fixverzinsung beträgt 4,5 Prozent", sagt S-Bausparkassen-Chef Josef Schmidinger. Die Zinsen für Bauspardarlehen sind gesetzlich nach oben mit sechs Prozent und nach unten mit drei Prozent limitiert. Der Großteil der Kunden zahle derzeit die Untergrenze, betonen die Institute. Auf der Guthabenseite bekommen die Sparer je nach Vertrag zwei oder drei Prozent.

Die staatliche Bausparprämie sinkt (wegen des niedrigen Zinsniveaus) nach 3,5 Prozent 2010 heuer auf drei Prozent. Analog zum Bausparen wird auch die Prämie für die Zukunftsvorsorge von neun auf 8,5 Prozent gesenkt.

Die gefühlte Wahrnehmung vieler Konsumenten, dass die Zinsen am Sparbuch zwar rasch sinken, jene für Kredite jedoch nicht, lässt Herbert Pichler, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich, so nicht gelten. Er verweist im Standard-Gespräch darauf, dass die Kreditkosten in Österreich ohnehin deutlich günstiger sind als im EU-Schnitt. Die Diskussion müsse daher "versachlicht" werden.

Die Arbeiterkammer (AK) sieht das anders und betont, dass Kredite allein schon durch die seit Jänner gestrichene Kreditvertragsgebühr (0,8 Prozent der Kreditsumme) günstiger sein müssten. Die Zinsen - im Schnitt kostet ein Kredit laut AK derzeit 4,375 Prozent - dürfen sich nur in jenem Ausmaß ändern, wie dies in den vertraglich vereinbarten Zinsanpassungsklauseln festgelegt ist. Bei Neuabschlüssen rät AK-Experte Christian Prantner, die Standardofferte, die Banken den Kunden aushändigen müssen, mit anderen Angeboten zu vergleichen.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Im Sparbereich habe es bei Produkten mit einjähriger Bindung zuletzt wieder Wettbewerb gegeben. Sparer können in diesem Bereich wieder etwas mehr als zwei Prozent lukrieren. (Claudia Ruff, Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.2.2011)