Wien - Zehn Tage nach dem Beschluss im Ministerrat werden Details über die geplanten Verschiebungen im ÖBB-Bauprogramm erkennbar. Zeitlich gestreckt oder gar verschoben werden nicht nur Milliardenprojekte wie der Koralmbahnausbau, sondern auch vergleichsweise kleine Projekte, die allerdings den ÖBB-Betrieb treffen. So wurde im neuen "ÖBB-Rahmenplan 2011-2016" just das vor zwei Jahren wegen dringenden Bedarfs vorgereihte Güterterminal "Cargo-Center Wien" in Wien-Inzersdorf auf Inbetriebnahme 2017 zurückgebremst. In dem vom Verkehrsministerium als Referenzwert angegebenen Rahmenplan 2009-2014 war der Betrieb der 314,3 Mio. Euro schweren Verladestelle bereits für 2016 angepeilt. Dafür scheinen im Ministerratspapier auch nur 218,6 Mio. Euro Kosten auf, der Rest kommt im nächsten Rahmenplan.

Fast zehn Jahre später kommen wird die viergleisige Strecke Linz-Wels, deren Bau nun erst 2016 in Angriff genommen wird. Gemäß altem Rahmenplan sollte die Hochgeschwindigkeitsstrecke 2017 bereits in Betrieb gehen. Wie das mit dem von Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) und Finanzminister Josef Pröll (ÖVP) ausgewiesenen Umsetzungsschwerpunkt "Fertigstellung der viergleisigen Westbahn zwischen Wien und Wels" zusammengeht, wie es im Ministerratspapier heißt, bleibt rätselhaft.

Schwer vorstellbar ist für ÖBB-Bautechniker, dass der Zeitplan für den auf 2,8 Milliarden Euro taxierten Semmeringbasistunnel bis 2024 halten wird. Eine Streckung zwecks Kostendämpfung im Planungszeitraum bis 2016 wurde bereits vorgenommen, selbige reduziert die Kosten auf dem Papier von 857,3 auf 778,6 Mio. Euro (immer ohne Finanzierungskosten, versteht sich).

Abgespeckt wird, wie angekündigt die Verbindung von Flughafen Schwechat nach Götzendorf ("Götzendorfer Schleife"), sie wurde von 180,4 auf 148,7 Mio. Euro eingedampft. Auskunft über das Wie dieser Abspeckung bleibt das Papier ebenso schuldig, wie Angaben, wie bei der 1,295 Mrd. Euro teuren Verbindung zwischen West-, Süd- und Donauländebahn ("Lainzer Tunnel") zwischen 2011 und der Inbetriebnahme 2012 bei steigenden Baukosten rund 41 Mio. Euro eingespart werden.

Die vollmundig verkündete Einsparung bei der Strecke Braz-Bludenz ist im übrigen nicht wirklich: Der zweigleisige Ausbau samt Bingser Tunnel und Klosterbogen um rund 180 Mio. Euro war bereits 2009 sistiert worden. Offiziell gestrichen wurde auch der Cable Liner zum Wiener Hauptbahnhof (spart 11,7 Mio. Euro). Mit den 2009 auf 922,1 Mio. Euro taxierten Baukosten bleibt der Zentralbahnhof aber Schwergewicht im ÖBB-Bauprogramm, das trotz Redimensionierung noch immer jährliche Investitionen zwischen 1,9 und 2,37 Milliarden Euro vorsieht.

Zugführerin gesucht

Schwierig gestaltet sich die Fahndung nach einer Zugführerin für den ÖBB-Personenverkehr. Eine Favoritin für die Nachfolge von Gabriele Lutter zeichnet sich nicht ab, die Bestellung soll Mitte März erfolgen. Mittlerweile pressiere es, Insider sprechen von Erosionserscheinungen und führungslosem Zustand, die Neo-Finanzchef Georg Lauber (bekommt am 25. Februar offiziell seinen Vorstandsvertrag) nicht auffangen könne. Personenverkehr-Personalchefin Claudia Eder hat überhaupt gekündigt. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.2.2011)