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Applaus für den Weltmeister.

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Überlegene Bestzeit und Gold im Super G für Christof Innerhofer.

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Hannes Reichelt muss sich mit Silber begnügen.

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Und Ivica Kostelic wird etwas überraschend mit Bronze belohnt.

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Es war eines der schwierigeren Rennen der WM-Geschichte. Die Kandahar-Piste pflegt am späten Vormittag zum größten Teil im Schatten zu liegen, was das Erkennen von Schlägen und Wellen erheblich erschwert. Und es gab reichlich Schläge und Wellen.

"Es war das schwierigste Rennen", sagte Hannes Reichelt, "das ich seit langem gefahren bin. Ich habe mich gar nicht gut gefühlt. Nach dem vierten Tor habe ich meine Taktik ad acta gelegt und nur noch darum gekämpft, halbwegs auf der Linie zu bleiben. Im Ziel war ich so müde, dass ich mich am liebsten niedergelegt hätte." Ivica Kostelic (31), der überlegene Weltcupführende, der heuer den Super-G in Kitzbühel gewann, sah es noch drastischer: "Heute haben wir alle sehr viel Energie verbrannt. Auf die vielen Schläge kann man ja gar nicht reagieren, die gehen alle durch bis auf die Gelenke. Für mich war es das schwierigste Rennen, das ich in meiner Karriere gefahren bin."

Allrounder Kostelic wird auf die Abfahrt am Samstag verzichten. Und Reichelt ist dafür teamintern noch nicht qualifiziert. "Das ist auch in Ordnung so, auch wenn ich hier jetzt die Medaille gewonnen habe. Ich finde es gut, dass das in den Trainings sportlich entschieden wird." Michael Walchhofer, gestern chancenlos Elfter, Klaus Kröll und Romed Baumann sind gesetzt, Reichelt und Joachim Puchner bewerben sich um den vierten Startplatz. Die Trainer entscheiden, nicht unbedingt die Zeiten. Quasi ein Sichtungsentscheid.

Und was sagt Christof Innerhofer (26), der Weltmeister aus Gais im Pustertal, zur Piste? "Mir hat sie gefallen. Es war mein Tag, es war mein Rennen. Der Schnee war gut, und ich habe mir gedacht: Angriff ist die beste Verteidigung." Nicht überall, denn bei jenem Tor, bei dem Bode Miller seinen Stock verlor, was den US-Amerikaner aller Chancen beraubte, stellte Innerhofer um: "Da hab' ich die Frauenlinie genommen, die runde, aber damit will ich nicht die Frauen kritisieren." Norwegens Olympiasieger Aksel Lund Svindal schied aus und sprach: "Ich konnte den Kurs nicht bändigen."

Schmerzende Fehlhaltung

Innerhofer, der sich bisher einen Weltcupsieg nahm, die Abfahrt 2008 in Bormio, hat, wie er sagt, "ein Seuchenjahr" hinter sich. Anfang vergangener Saison zog er sich einen Leistenbruch zu, keiner bemerkte es, er ging weiter der Arbeit am Berg nach, und eine Fehlhaltung sorgte für quälende Rückenschmerzen. Nach der Saison wurde der Leistenbruch diagnostiziert und operiert. Heuer glänzte Innerhofer mit Bestzeiten in nahezu allen Abfahrtstrainings, nur in Bormio kam er dem Sieg als Dritter nahe. "Schön, dass ich jetzt nicht nur Trainings-, sondern auch Super-G-Weltmeister bin."

Um das Rennen fast so gut wie der Weltmeister zu bewältigen, ist Reichelts Form gerade zur rechten Zeit gekommen. Erst mit seinem Sieg am Samstag beim Super-G in Hinterstoder hatte sich der Radstädter ins WM-Team gedrängt. Und gestern sorgte der 30-Jährige dafür, dass die männliche Abteilung der österreichischen Skifahrt schon bei erster Gelegenheit die Schmach der Olympischen Spiele in Vancouver tilgte, als sie ohne Medaille geblieben war.

Trotz der vielen Verletzten, zu denen Georg Streitberger zählt, der Führende im Super-Weltcup, schafften es Drei unter die ersten Sechs, Benjamin Raich wurde hinter dem blechernen Didier Cuche, dem geschlagenen Titelverteidiger aus der Schweiz, Fünfter, Romed Baumann Sechster. Reichelt: "Das zeigt, dass sehr gut gearbeitet wird im Team."

Der ausgebildete Pilot brachte es bisher auf fünf Weltcupsiege, einen im Riesenslalom, vier im Super-G, der letzte vor Hinterstoder passierte vor mehr als drei Jahren in Bormio, 2008 gewann er auch den Super-G-Weltcup. "In wenigen Tagen haben sich die Ereignisse überschlagen", stellte er fest, "schön, dass ich nach dieser langen Durststrecke zurück in der Weltspitze bin." Und dort möchte sich Reichelt noch eine Weile aufhalten. "Mit dreißig bin ich ja noch kein alter Herr." (Benno Zelsacher aus Garmisch-Partenkirchen, DER STANDARD-Printausgabe 10.02.2011)