Bild nicht mehr verfügbar.

Schaffner zu sein war früher weniger gefährlich.

Foto: APA/Oczeret

Wien - Die Zukunft der ÖBB-Nah- und Regionalverkehrszüge wird doch nicht so schaffnerlos sein, wie vom ÖBB-Personenverkehr angestrebt. Neuerdings lässt die Staatsbahn Security-Personal im Zug mitfahren. "Hilfssheriffs" begleiten die ÖBB-Zugbegleiter bei ihren Fahrkartenkontrollen und stehen - in Respektabstand - zur Verfügung, wenn Not am Mann oder an der Frau sein sollte.

Der Grund für die "Bewachung" des Zugpersonals: Es sei in jüngster Zeit zu teils schweren Übergriffen auf Bordpersonal gekommen, Zugbegleiter seien an Leib und Leben bedroht worden, sagt ein ÖBB-Sprecher. Zum Einsatz kommen die Sicherheitsleute nicht flächendeckend, sondern vorerst nur in Regionalzügen zwischen Floridsdorf und Gloggnitz. Dort sei es im Herbst vermehrt zu Tätlichkeiten gekommen. Grundsätzlich, betont der ÖBB-Sprecher, habe die Zahl der Übergriffe nicht zugenommen, aber sie seien brutaler geworden.

Kosten für Mehraufwand

Seit Dezember begleiten die Leibwächter die Zugbegleiter in den durch Wien nach Payerbach-Reichenau fahrenden Doppelstockwagen ("Wieselzüge"). Die Kosten für den Mehraufwand durch externes Sicherheitspersonal beziffert die Bahn mit 45.000 Euro pro Monat, informelle Quellen sprechen von bis zu 60.000 Euro, die bei Testläufen ausgegeben worden seien. Im Sommer werde die Aktion evaluiert und geprüft, ob der Service auch von ÖBB-Personal erbracht werden könnte. Überlegt wird auch, Schaffner nur mehr im Doppelpack einzusetzen, weil dies deren Sicherheitsbedürfnis entspreche, Auch Fahrgäste fühlten sich sicherer, zumal auch Vandalismus hintan gehalten werde. Das Land Tirol zahlt, wie berichtet, extra, dass am Abend in Nahverkehrszügen Zugbegleiter an Bord sind.

Um Ein- und Erhaltung der Sicherheitsnormen im Eisenbahnbetrieb geht es auch Österreichs Eisenbahnunternehmen (EVU). Derzeit gibt es im Normenausschuss Bestrebungen, die Kriterien für den Zugang zum Schienennetz zu harmonisieren. Harmonisieren bedeutet in dem Fall lockern, denn derzeit dürfen Lokführer ohne Streckenkenntnis hierzulande nicht schneller als 40 km/h fahren, mit einem Lotsen als Beifahrer 60 km/h. Das wollen die EVU auf deutsches Niveau heben, wo 100 km/h erlaubt sind - obwohl in Sachsen-Anhalt ein Güter- und ein Personenzug zusammengestoßen sind, weil ein Lokführer mutmaßlich zwei Haltesignale übersehen haben dürfte. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD-Printausgabe, 9.2.2011)

derStandard.at/Panorama auf Facebook