Ein wenig gleicht Österreich, wenn es sich was vornimmt, jenem Dorf, durch das jeden Tag eine neue Sau getrieben wird: Vorgestern war erinnerlich Bundesstaatsreform, gestern glaublich Bildungsreform, heute ist offenbar Heeresreform, morgen wieder Pensionsreform und übermorgen - so wird es uns jedenfalls versprochen - ziemlich sicher Steuerreform.

Die Frage, die viele sich - dem fraglosen Gaudium des Treibens zum Trotz - stellen, ist, ob das nicht jeden Tag dieselbe Sau sein könnte. Die gleiche ist sie ohne Zweifel, denn eine österreichische Reformdebatte ähnelt der anderen doch ziemlich frappant: fragloser Bedarf - Konzept - Modell - Koalitionskrach - Sankt Nimmerlein. So macht man sich vielleicht virtuelle Friends, aber im realen Leben keine Freunde, die einen dann eventuell auch wählen könnten. Dass die FPÖ zurzeit so tut, als wäre sie eine gelassene Partei - und keine ausgelassene -, sollte auch einem Erwin "Fünf Monate sind eh genug" Pröll zu denken geben.

Oder dem Wiener Bürgermeister, der am Dienstag den Sautreiber gab. In einer zugegeben aufregenden Variante. Eine mitteleuropäische Heereskooperation hat es nämlich schon gegeben. Die trug als Vornamen k. u. k. und war für Lawineneinsätze wahrscheinlich eh gut geeignet. Michael Häupl hat die Sau aber immerhin aus dem Dorf hinausgetrieben. Wie hieß es schon um 1900 in Budapest? "Nicht schon wieder was Gemeinsames." (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2011)