Wien - Die Trennung des Hotelbetreibers Vienna International (VI) vom langjährigen Chef, Rudolf Tucek, dürfte ein gerichtliches Nachspiel haben. Wie der Standard erfuhr, will Tucek seine Abberufung beim Handelsgericht anfechten, da diese seiner Meinung nach nicht rechtmäßig war. Seine Abberufung sei "mit eigenartiger Mehrheit zustande gekommen" , das Misstrauen könne ihm nur eine Hauptversammlung (und nicht der Aufsichtsrat) aussprechen, und zudem sei der Rauswurf im Aufsichtsrat nicht einstimmig erfolgt, weil zwei Mitglieder dagegengestimmt hätten. Die Familien Jurkowitsch und Folian (halten die Mehrheit an VI) hätten sich wegen Interessenkonflikts der Stimme enthalten müssen, heißt es. Einer der beiden VI-Aufsichtsräte, die gegen Tuceks Abberufung stimmten, ist Manfred Kunze, gleichzeitig auch Vorstand in Tuceks Privatstiftung RBL. Allerdings müsste man auch hier einen Interessenkonflikt prüfen.

Tuceks Stiftung wiederum hält 8,36 Prozent an der VI. Nun wird seitens der VI-Eigentümer eine Entflechtung der Eigentumsverhältnisse überlegt.

Am naheliegendsten wäre es laut Insidern, wenn die VI, ihre Anteile (22 Prozent) an der von Tucek gegründeten und parallel geführten Cube-Hotels, an Tucek abgibt. Die Privatstiftungen der Familien Jurkowitsch und Folian (Amber und Bocca), die derzeit zusammen 24 Prozent an The Cube halten, könnten ebenfalls aussteigen. Im Gegenzug müsste Tucek seine Anteile an der VI wiederum der VIund anteilsmäßig den Privatstiftungen von Jurkowitsch und Folian übertragen.

Wie berichtet, hat der VI-Aufsichtsrat (Vorsitz: Franz Jurkowitsch) Anfang des Monats überraschend Tucek als VI-Vorstandschef abgesetzt, weil man sich über die Unternehmenskultur nicht mehr eins war. Die VI betreibt 34 Hotels & Resorts in neun europäischen Ländern. Parallel zu VI,betrieb Tucek die auf Massentourismus ausgerichtete Hotel-Schiene The Cube. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2011)