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Marko Arnautovic, Österreichs Fußball-Version von Dr. Jekyll und Mr. Hyde, würde gerne wieder mit Wesley Sneijder in einem Klub zusammenspielen.

Foto: APA/Pfarrhofer

Eindhoven - Marko Arnautovic kennt Gott und die Welt. Und er kennt Wesley Sneijder aus den gemeinsamen Zeiten bei Inter Mailand. Er durfte mit dem 26-jährige Niederländer zwar nicht wirklich spielen, dazu hätte Arnautovic auch aufgestellt werden müssen. Aber trainiert haben sie miteinander, Sneijder hat sich um den Österreicher nahezu rührend gekümmert, ihm Tipps gegeben, er war der erste Ansprechpartner.

Die Ratschläge haben dazu geführt, dass Arnautovic immerhin bei Werder untergekommen ist. Dass Bremen im Abstiegsstrudel schwimmt, wollte Sneijder wirklich nicht. Heute Abend werden sich die beiden in Eindhoven sehen. "Er verkörpert absolute Weltklasse", sagt der 21-jährige Arnautovic. "Irgendwann möchte ich mit ihm wieder in einer Mannschaft spielen." Spielen wohlgemerkt, nicht trainieren.

Diesmal sind sie eindeutig Gegner, denn Niederlande und Österreich sind zwei völlig verschiedene Paar Fußballschuhe. Sneijder wird sich aber auch vor dieser Partie in ein Kämmerlein zurückziehen, den geweihten Rosenkranz auspacken und ein Gebet sprechen. "Dadurch kann ich alle meine schlechten Gefühle ablegen. Durch Gott hat mein Leben eine neue Qualität gewonnen, alles ist viel einfacher geworden." Wobei erwähnt werden sollte, dass ein Vizeweltmeister ein Spiel gegen Österreich sicher nicht in Gottes Hand legen muss, da reichen schon die eigenen Füße.

Arnautovic sagt trotzdem, dass drei Punkte das Ziel seien, wobei es in Freundschaftspartien gar keine Punkte gibt. Und er relativierte: "Es geht darum, dass wir gegen einen richtig großen Gegner irgendwie bestehen." Arnautovic wuchs ja quasi bei Twente Enschede auf, sollten die Zuschauer im Philips-Stadion ihn auspfeifen, wäre er sogar erfreut. "Ich liebe das, es spornt mich an."

Teamchef Dietmar Constantini sprach von jenem Fell, welches den Niederländern nicht geschenkt, sondern teuer angedreht werden soll. Kurzfassung: "Wir wollen unser Fell teuer verkaufen." Er lobte die Mentalität seiner Mannschaft. "Lauter hungrige Typen, die unbedingt gewinnen wollen." Natürlich wird er eher defensiv aufstellen. "Gegenteiliges wäre kühn." Im Mittelfeld könnten Julian Baumgartlinger, Franz Schiemer und David Alaba eine Mauer bilden, um die vermutlich stürmenden Gastgeber halbwegs früh in den Griff zu bekommen, damit die Viererkette in der Abwehr nicht allzu überbeschäftigt wird. Auf Experimente verzichtet Constantini: "Gegen den Vizeweltmeister tut man das nicht, da schaut man besser, dass man gut wieder wegkommt. Das geht nur, wenn wir hellwach sind." Welcher Aufschlüsse er sich erwartet? "Über Aufschlüsse rede ich immer erst nach dem Spiel."

Bilderwitz

Stefan Maierhofer ist der mentale Musterschüler, aufgrund seiner Größe (2,02 m) sogar der mentale Musterriese. "Wir sind geil auf diese Partie, müssen dem Druck standhalten und selbst Akzente setzen. Wer von Schadensbegrenzung spricht, ist fehl am Platz. Abgesehen davon ist die Zeit reif für ein Maierhofer-Tor." Sein bisher einziges im Team schoss er beim 3:1-Sieg gegen die Färöer. Durch den fast schon traditionellen Ausfall von Kapitän Marc Janko ist er als Solospitze gesetzt ("Es ist schön, dass ich in den Vorstellungen des Trainers oft eine Rolle spiele"), Unterstützung und Futter soll er durch Arnautovic und Zlatko Junuzovic an den Flanken erhalten. Dass bei den Niederländern Robin van Persie, Arjen Robben, Nigel de Jong und Rafael van der Vaart fehlen, habe übrigens folgenden Grund. "Sie fürchten sich vor uns." Maierhofer lachte, es war also ein Bilderwitz.

Die Bilanz ist übrigens gar nicht unlustig: sechs Siege, vier Unentschieden, sieben Niederlagen. Im März 2008 wurde im Happel-Stadion eine 3:0-Führung vergeigt, Endstand 3:4. Kapitän Christian Fuchs sagt im Februar 2011: "Eine 3:0-Führung wäre auch diesmal ein ziemlich guter Ansatz." (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 9.2.2011)