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Lecker, aber nicht gerade gesund. Ernährung ist nur ein Aspekt des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Foto: AP/Diether Endlicher

Bis 2050 wird für Österreich ein deutlicher Arbeitskräfterückgang prognostiziert - insbesondere bei qualifizierten Mitarbeitern jungen und mittleren Alters. Das Durchschnittsalter der erwerbstätigen Bevölkerung steigt gleichzeitig stetig an. Der Erhalt der Leistungsfähigkeit der Belegschaft wird also zur zunehmenden Herausforderung für Unternehmen werden. Das Beratungsunternehmen Mercer hat vor diesem Hintergrund mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit rund 200 Personalverantwortliche in Österreich zum betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) befragt.

Dass solche Maßnahmen ein wichtiges Instrument im so genannten "War of Talents" darstellen, bejahen 82 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen bereits heute. Das Bewusstsein ist demnach vorhanden, der Anreiz zur konkreten Umsetzung muss in Österreich aus Sicht der Experten jedoch noch verstärkt werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen wird es laut Mercer daher sein, erfahrene Arbeitnehmer durch attraktive Fringe Benefits wie BGM langfristig an das Unternehmen binden zu können.

Vorreiter Deutschland: Steuerliche Freibeträge

Die Mercer-Studie zeigt, dass 18 Prozent der Betriebe mit der gesetzlichen Lage im Bereich der Sozialversicherung im Zusammenhang mit BGM unzufrieden sind. In Österreich ist keine Regelung im Sozialversicherungsgesetz zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge vorgesehen, es gibt keine staatliche Unterstützung für das Engagement von Unternehmen. In Deutschland können Firmen, die in Maßnahmen zur Gesundheitsförderung investieren seit 2009 insgesamt 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter von der Lohnsteuer freistellen. Zudem sind die Krankenkassen verpflichtet, die gesundheitliche Situation in Betrieben zu erheben, Verbesserungsvorschläge einzubringen und Arbeitgeber bei der Umsetzung zu unterstützen.

"Letztendlich wird dies in Zukunft bestimmend für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unserer heimischen Wirtschaft sein", ist Andrea Ofner, BGM-Expertin bei Mercer und Leiterin der Studie, überzeugt. Wie ein Blick auf die Studie veranschaulicht, sind Österreichs Unternehmen zwar abwartend, aber investitionswillig: 56 Prozent der befragten Unternehmen sind zu (erhöhten) Ausgaben in die Mitarbeitergesundheit bereit, wenn der Staat betriebliche Gesundheitsleistungen fördert. Die Mehrheit der befragten Unternehmen (39 Prozent) gibt bis zu 100 Euro pro Mitarbeiter und Jahr für betriebliche Gesundheitsleistungen aus.

77 Prozent der Studienteilnehmer stimmen zu, dass Mitarbeitergesundheit im eigenen Unternehmen eine große Rolle spielt. 43 Prozent sind der Meinung, dass BGM notwendig ist, um Mitarbeiter im eigenen Unternehmen zu binden. 39 Prozent sind überzeugt davon, dass BGM dazu beiträgt, neue qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. 

Trend zu Einzelmaßnahmen

Österreichs Unternehmen setzen vorrangig auf verhaltensorientierte Einzelmaßnahmen wie Ernährungskurse oder Nordic Walking. Von den vier in der Studie abgefragten BGM-Hauptkategorien wird der Prävention mit 47 Prozent die größte Bedeutung zugeordnet, gefolgt von Maßnahmen im Bereich Organisation (Mitarbeitergespräche und -coachings, flexible Arbeitszeit), Ernährung (Vorträge, gesundes Kantinenessen) und Bewegung/Ergonomie (Lauftreffs, Massagen). (red, derStandard.at, 10.2.2011)