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Foto: AP/Nasser

Das Böse hat einen Namen - bei den Ägyptern auf der Straße gleichermaßen wie bei Vertretern des Staates: Ahmed Ezz. Vorige Woche wurde das Vermögen des Geschäftsmanns und Politikers eingefroren, er darf das Land nicht verlassen. Einen "Blutsauger" nennen ihn die Demonstranten, "er hat es wirklich übertrieben" , sagen Regimeangehörige, denen ein Sündenbock ganz recht kommt.

Ahmed Ezz, geboren 1959, Vizevorsitzender des ägyptischen Handelshauptverbands, verkörpert in der Tat wie kein anderer ein System, in dem wirtschaftliche von politischer Macht nicht zu trennen ist. Er kommt aus einer reichen, aber nicht superreichen Familie, und man könnte ja auch bewundernd anmerken, dass er das Stahlunternehmen des Vaters zum größten im Nahen Osten machte. Er kontrolliert zwei Drittel des ägyptischen Marktes - und so auch die Stahlpreise, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind.

Die Ezz-Familie profitierte von der Privatisierungswelle, bei der sie an Staatsunternehmen erwarb, was ihr ins wachsende Firmenimperium "Al Ezz Industries" passte. Steuern lässt sich das, sodass nur dem Regime genehme Leute kaufen können, indem die staatlich kontrollierten Banken eben nur ihnen Geld geben. Ohne richtige politische Affiliation kein Kredit. Und der Staat verkauft an "seine" Familien auch billig Land - wobei für den Funktionär, der das abwickelt, natürlich auch immer etwas herausspringt. In einem korrupten System haben alle Involvierten etwas davon.

Ahmed Ezz steht Präsidentensohn Gamal Mubarak besonders nahe, der ja auch der reichste im ganzen Clan ist. Wie Gamal stieg er in den 1990ern in die Politik ein. Seit dem Jahr 2000 saß er im Parlament, sinnigerweise leitete er dort das Planungs- und Budgetkomitee. So war er führend mit der Vorbereitung der Wahlen im November 2010 betraut und gilt als derjenige, der entschied, diesmal nichts dem Zufall zu überlassen und das ganze Parlament mit Regimeparteileuten zu besetzen - und der dann sogar über die tollen Resultate für die NDP noch Interviews gab.

Und jetzt schicken ihn die einstweiligen Regime-Überlebenden in die Wüste : Ahmed Ezz hat seine NDP-Mitgliedschaft zurückgegeben, und die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn. Dort hat er auch einige Freunde sitzen: Wenn früher Journalisten versuchten, sein Macht- und Korruptionsnetz aufzudecken, wanderten sie statt Ezz ins Gefängnis. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 8.2.2011)