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Ein Gruppenfoto einflussreicher Menschen ist keine Seltenheit. Dass Frauen auf diesen Fotos vorzufinden sind schon eher.

Foto: AP/Nigel Treblin

Angela Merkel hat ein Machtwort gesprochen: Die Frauenquote in der Wirtschaft ist nicht durchsetzbar, weil die FDP dagegen ist. Weiß die Kanzlerin eigentlich, wie das in einem parlamentarischen System grundsätzlich läuft? Also: Nicht in der Koalition braucht sie die Mehrheit, im Parlament braucht sie die Mehrheit. Aber mithilfe von SPD und Grünen wollte die Kanzlerin dann offenbar doch nicht.

Allerdings war schon die ganze Diskussion rund um die Frauen-Quote von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn nicht einmal die deutsche Frauen- und Familienministerin (dass diese beiden Agenden in einem Ministerium zusammengefasst sind, spricht schon Bände) Kristina Schröder wollte die Quote - also nicht so richtig. "Deshalb schlage ich eine flexible Quote vor, quasi eine Pflicht zur Selbstverpflichtung. Ich will die Unternehmen gesetzlich verpflichten, und das ist neu, dass sie sich selbst eine Quote geben müssen", so Schröder.

Karriere als Komikerin?

Was meint sie damit? Die Firmen sollen sich selbst verpflichten, dass sie sich selbst zur Quote verpflichten. Plant die Frauenministerin eine Karriere als Komikerin? Denn die Selbstverpflichtung gibt es in Deutschland bereits seit zehn Jahren. Diese zehn Jahre haben dazu geführt, dass sagenhafte 2,5 Prozent der Vorstandsposten von Frauen besetzt sind.

Trotzdem sagt die deutsche Frauenministerin, dass der Staat den Unternehmen nicht vorschreiben kann, wie hoch die Quote sein soll, weil "man in der Wirtschaft nicht alles über einen Kamm scheren kann". Da gibt es nämlich so wahnsinnig unterschiedliche Branchen. Und diese Branchen werden von ihr in weiteren zahlreichen TV-Interviews aufgezählt. Dabei sprach sie dort von "Stahlindustrie bis hin zur Medien- und Kommunikationsbranche", in einem anderen Interview von "der Stahlindustrie und der Medien- und Kommunikationsbranche" und wieder in einem anderen von "der Stahlindustrie und der Kommunikations- und Medienbranche".

Mit T-Träger zum Meeting

Vorstandsposten in der Medienbranche übernehmen: Das können Frauen. Klar. Aber Managerin in der Stahlindustrie, wo man tonnenschwere T-Träger zu jedem Meeting mitnehmen muss, das geht doch nicht. Ein schönes Amtsverständnis von Frau Schröder: Die Frauenministerin betreibt die Diskriminierung der Frauen gleich selbst. Zumindest hat sich Frau Schröder die Legitimation erkämpft, genauso viel Unsinn zu trompeten wie ihre männlichen Kollegen.

Apropos Unsinn austrompeten: Christine Haderthauer von der CSU ist in Bayern sowohl Sozial- und Familienministerin, also die Summe aus Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und Kristina Schröder. Sie sagte in einem TV-Interview: "Die zuständige Ministerin Schröder und ihr Vorschlag ist auch wesentlich klüger". Nun ja, das ist eine Frage der Perspektive.

Windelweiche CSU?

In der CSU entscheiden übrigens überwiegend Männer über Frauenquoten. Aber bevor frau jetzt meint, die CSU ist eine Art Stahlindustrie der deutschen Parteienlandschaft: Ausgerechnet die CSU hat das Jahr 2011 zum Jahr der Frauen auserkoren - nur 36 Jahre nach dem internationalen Jahr der Frauen 1975. Auch das ist eine Frage der Perspektive und für die CSU ist das eben modern. "Ich glaube, dass es notwendig ist, die Unternehmen daran zu erinnern, dass Selbstverpflichtung angebracht wäre", sagt etwa CSU-Politiker Alexander Dobrin. Bevor frau jetzt meint, Alexander Dobrin ist in Sachen Gleichberechtigung windelweich - Obacht! Das Gegenteil ist der Fall: Denn genau wenn solche Typen über Frauenpolitik sprechen, erwacht in so manchem dann doch erst die Sehnsucht nach Frauen in Führungspositionen. (Sandra Ernst Kaiser, dieStandard.at 8.2.2011)