Wie lässt sich die begehrte junge Zielgruppe für das Fach Geschichte begeistern? Flotte Sprüche, freche Musik, schicke HD-Bilder zum Einstieg - und eine telenovelagerechte Lovestory, die den spröden Rahmen leicht konsumierbar macht. Maximilian Simonischek landete als fescher Flieger und armer Schlucker einen Bauchfleck vor der schönen reichen Tochter des US-Kongressabgeordneten.

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"Mein Vater hat nur für die Arbeit gelebt", klagt das Schnöselkind, und schon schickt der Jüngling schmachtende Blicke. Der Beginn des "TV-Events" Hindenburg (Teil 2, heute, 20.15, ORF 2) unterscheidet sich nicht von einer Telenovela: Der historische Hintergrund ist austauschbare Kulisse.

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246,7 Meter lang, 44,7 Meter hoch, 46,8 Meter breit: Die gigantischen Ausmaße des realen Luftschiffes reichten in den Vorstellungen der TV-Produzenten nicht aus, um das Publikum zu fesseln. Sie wollten ein Verschwörungsliebesactiondrama, sie wollten einfach alles.

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Die Geschichte des Luftschiffes eignet sich aufgrund seines spektakulären Endes hervorragend als Fernsehstoff: Zur Romantik braucht es ausgiebig Action. Für die Optik lässt man sich etwas kosten. Historische Genauigkeit ist nicht vonnöten. Alles ist lang vorbei, also wird Geschichte umgeschrieben. Dann halt die Bombe.

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Zuschauer 40+ wiederum dürfen sich über bekannte Gesichter und die Vorstellung von niveauvoller Fernsehunterhaltung freuen: Heiner Lauterbach, Hannes Jaenicke, Ulrich von Noethen, Stacy Keach und Greta Scacchi bewältigen ihre Aufgabe wunschgemäß.

Das Problem: Wer es allen recht machen will, dem bleibt am Ende - heiße Luft. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 8.2.2011)

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