Ausbruch der Konflikte: Rachel Spencher Hewitt (als Maggie) und Ross Hellwig.

Foto: Reinhard Reidinger

Wien - Über das Stück sagte Tennessee Williams, es sei ein "Zusammenspiel lebendiger Wesen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise" . Auch im Vienna's English Theatre braut sich ein elektrisierendes Unwetter zusammen. Regisseur Jonathan Fox folgt den Angaben des Dramatikers, der heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Die vermögende Südstaaten-Familie Politt feiert im ersten Stock eines Wohn- und Schlafzimmers eine Birthday-Party zum 65er für ihren Vater und Plantagenbesitzer Big Daddy (eindrucksvoll John Robert Tillotson). Außer Big Daddy, der patriarchalische Inbegriff des American Dream, und seiner Big Mama (nur scheinbar naiv: Peggy Cosgrave) wissen alle, dass er ein tödliches Geschwür in sich trägt. Die Krebsdiagnose wird verheimlicht, ein Gemisch aus Ekel und Verlogenheit beherrschen das Geschehen.

In der in englischer Originalsprache dargebotenen ursprünglichen Fassung spitzt sich die Lage an einem Sommerabend zu. Ein Strom von Liebe, Hass, Lüge, Wahrheit, Krankheit und Tod lässt die Masken herunterreißen und die Verzweiflung der Familie sichtbar werden. Auf der klassisch und realistisch ausgestatteten Bühne (Neil Prince) sollen kitschige Musikeinlagen die Spannung in energiegeladenen Momenten der Stille bestätigen.

Der 1. Akt ist noch ein Antasten an das Spiel, das sich verdichtet. Dennoch schleicht Rachel Spencer Hewitt als Maggie leichtfüßig auf dem heißen Blechdach, um Ehe und Erbe zu retten. Katzen verbrennen ihre Pfoten nicht. Ihr verkappt schwuler Mann, vom sich steigernden Ross Hellwig dargestellt, bleibt stoisch und wartet auf den Whisky-Click.

Bricks charakterloser Bruder Gooper (Jay Russel) bleibt im Psychokrieg lange unauffällig, seine Frau Mae (Kate Gleason), umringt von no-neck-monsters (die Kinder), kann Maggie keine Parole bieten. (Sebastian Gilli/DER STANDARD, Printausgabe, 5.2.2011)