Musical, Kriegsspuren und akustische Rahmenbedingungen, die den Sängern nicht halfen.

Foto: Stadttheater Klagenfurt / Helge Bauer

Klagenfurt - Das amerikanische Trauma schlechthin, der Vietnamkrieg mit seinen unbewältigten Folgen, bildet die Vorlage für ein Libretto, das mit zahlreichen Anspielungen auf den American Way of Life mitunter ironisch, manchmal zynisch verfährt: Aus der Kurzzeit-Liaison eines US-Soldaten mit einer Vietnamesin entwickelt sich ein Drama im Stile italienischer Operntradition mit Liebe, Schmerz und Selbstmord.

Miss-Saigon-Komponist Claude-Michel Schönberg, der auch mit Les Miserables einen Welterfolg landete, arbeitet mit den gängigen Musical-Ingredienzien, gewürzt mit einer Prise fernöstlicher Musikklischees.

Dass im Stadttheater dabei der Gesang fast ausschließlich im Fortissimo-Bereich bestehen muss, mag teilweise am Sound liegen, lässt dem Ausdrucksvermögen der Interpreten jedenfalls leider nur geringen Spielraum. So überkommt den Zuhörer durch die allzu üppig vermittelten Klangmasse zusehends ein Gefühl der Ermattung.

Die Figuren? Den Hauptdarstellern Kun Jing (Kim) und Carsten Lepper (Chris) muss angesichts des stimmlichen Grenzgangs Verständnis für das eine oder andere Intonationsproblem entgegengebracht werden; darstellerisch wissen beide zu überzeugen. Daniel Eriksson (Engineer) meistert seinen Part als anpassungsfähiger, schmieriger Bordellbetreiber hingegen souverän.

Zur Optik: Das imposante Bühnenbild von Hans Kudlich variiert den Torso eines ausgebrannten Transportflugzeugs gekonnt in die stetig wechselnde Szenerie. Das Kärntner Sinfonieorchester unter Michael Brandstätter steht mit den Vokalisten im zeitweise etwas zu angestrengten Wettstreit, verfährt jedoch schwungvoll, nicht immer innerhalb großer dynamischer Bandbreite.

Miss Saigon ist also eine handwerklich solide Produktion (Regie: Matthias Davids), die Freunde des Genres erfreuen sollte. (Bernhard Bayer, DER STANDARD - Printausgabe, 5./6. Februar 2011)