Erlangen - Menschen mit entzündlichen Erkrankungen leiden oftmals zusätzlich an Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und sogar Depressionen. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und des Universitätsklinikums Erlangen um Georg Schett haben jetzt herausgefunden, was diese Symptome auslöst: Sie identifizierten einen Botenstoff, der die Kommunikation zwischen Immunsystem und Gehirn entscheidend steuert, wie sie in der Online-Ausgabe des Fachmagazins "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) berichten.

Für ihre Studie untersuchten die Erlanger Forscher Patienten mit rheumatoider Arthritis, einer der schwerwiegendsten Autoimmunkrankhei­ten, sowie Mäuse, die aufgrund eines Gendefektes eine ganz ähnliche Erkrankung zeigen. Bei der Analyse der Aufnahmen von Mäusehirnen entdeckte das Team, dass ein wesentlicher Entzündungsbotenstoff - der so genannte "Tumornekrosefaktor alpha" (TNF) - zwischen Immunsystem und Gehirn vermittelt und dabei auch die Schmerzwahrnehmung entscheidend beeinflusst. Diesen Effekt konnten die Forscher auch beim Menschen beobachten.

Anwendung schon vor Aufklärung des Zusammenhangs

"Interessanterweise werden Medikamente, die den Tumornekrosefaktor alpha hemmen, schon weltweit erfolgreich zur Behandlung von rheumatoider Arthritis eingesetzt", sagt Schett. "Warum aber diese Therapien so rasch zu einer Linderung dieser chronischen Erkrankung führen, war bisher unbekannt. Dabei dämpfen die Medikamente die Schmerzen und steigern das Wohlbefinden noch bevor die Entzündung abgeklungen ist."

Diese Wirkung können die Erlanger Forscher nun erklären: Hemmt man den TNF, verringert sich die Schmerzempfindlichkeit im Gehirn, und auch die psychischen Veränderungen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit werden positiv beeinflusst. "Unsere Forschungsergebnisse lassen sich vermutlich auf eine ganze Reihe von entzündlichen Erkrankungen oder auch Infektionen übertragen", sagt Schett. (red)