Wissenschaftsministerin Beatrix Karl und ihr Expertentrio.

Foto: HARALD MINICH/HBF

Wien - Eineinhalb Jahre nach der Ankündigung des Projekts durch den ehemaligen Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) hat am Freitag dessen Nachfolgerin Beatrix Karl (ÖVP) den Startschuss für die Erarbeitung eines "Hochschulplans" gegeben. Eine dreiköpfige Expertengruppe soll bis Juli Empfehlungen ausarbeiten, Leitlinien und Eckpunkte des Plans sollen bis Ende des Jahres stehen, so Karl bei einer Pressekonferenz in Wien.

Die Experten sind Andrea Schenker-Wicki (Universität Zürich), die auch Mitglied im Österreichischen Wissenschaftsrat ist, Antonio Loprieno, Rektor der Universität Basel und derzeit Präsident der Schweizerischen Rektorenkonferenz, sowie Eberhard Menzel, Präsident der Fachhochschule Westliches Ruhrgebiet. Zusammengesetzt wurde die Gruppe laut Karl in Abstimmung mit der Universitäten- und der Fachhochschulkonferenz. Alle drei hätten "fundierte Kenntnisse der österreichischen Hochschullandschaft". Noch viel wichtiger sei aber der "Blick von außen".

"Vielfalt muss erhalten bleiben"

Es gehe beim Hochschulplan "nicht darum, einen Bereich einzusparen", sondern um die Bündelung von Stärken, meinte Karl. "Die Vielfalt muss erhalten bleiben, aber wir brauchen eine strukturierte Vielfalt mit klar definierten Schwerpunkten, um Kapazitäten und Ressourcen optimal nutzen zu können". Ob Studien eingespart bzw. zusammengelegt werden könnten, wollte Karl nicht direkt beantworten. Ziel sei ganz klar eine stärkere Kooperation zwischen allen Hochschultypen, es solle künftig gemeinsame Schwerpunktsetzungen geben. Allerdings seien die Universitäten autonom, diese Autonomie werde auch nicht angetastet.

Gleichzeitig meinte Karl aber auch, dass "nicht jede Hochschule einen eigenen Schrebergarten braucht". "Es ist viel wichtiger, dass über den Gartenzaun geschaut wird, und es ist noch besser, wenn das Gartentürl geöffnet wird." Das eine oder andere Mal werde auch jemand über seinen Schatten springen müssen. Und: "Wenn am Ende dieses Prozesses alles so wie heute ist, könnten wir uns die Arbeit sparen."

Wettbewerb im Hochschulsektor hat sich verschärft

Im Rahmen des Hochschulplans soll ein Modell für eine Studienplatzfinanzierung, ein Forschungsinfrastrukturplan sowie ein Bauleitplan mit einer klaren Prioritätensetzung erarbeitet werden. Dazu sei auch ein Koordinierungsgremium nötig, in dem die Hochschulen vertreten sind, so Karl.

Schenker-Wicki betonte, dass sich der Wettbewerb im Hochschulsektor verschärft habe: "Dafür müssen wir uns rüsten." Deshalb müsse man die "leider nicht unendlichen" Ressourcen so einsetzen, dass man das Beste für die Standorte heraushole. Die angestrebte Kooperation könne nicht verordnet werden - man müsse vielmehr Incentives setzen, damit diese realisiert werde. Alle drei Experten sind Befürworter von Studiengebühren - Menzel begründete dies damit, dass wesentlich mehr Geld in das Hochschulsystem gesteckt werden müsse und "alle, die davon profitieren, bei der Finanzierung mitwirken müssen".Ö

ÖH will mitreden, uniko Widersprüche beseitigen

"Ohne finanzielle Mittel sinnlos" ist ein Hochschulplan nach Ansicht der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH). Außerdem wollen die Studentenvertreter bei der Erstellung mitreden, allerdings sei "die Nominierung einer Expertin von Seiten der ÖH von Ministerin Karl ignoriert worden", hieß es in einer Aussendung. Die Auswahl der Experten sei vielmehr "typisch österreichisch" erfolgt: "Die Ministerin sucht sich ExpertInnen, die das sagen, was die Ministerin eh schon will - der Erkenntnisgewinn wird gegen null gehen."

Grundsätzlich positiv bewertet dagegen die Universitätenkonferenz (uniko) den Startschuss für die Erarbeitung des Hochschulplanes: "Damit wird einer jahrelangen Forderung der Rektoren endlich Rechnung getragen", so uniko-Präsident Hans Sünkel in einer Aussendung. Auch die Rektoren wollen aber die Finanzierung und die "derzeit vorhandenen Systemwidersprüche, etwa die unterschiedlichen Regelungen beim Hochschulzugang" geklärt wissen.(APA)