Noch in Entwicklung: Das neue Workspace-Management der GNOME Shell setzt auf Thumbnail-Ansichten im Overlay.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Suchfunktion durchforstet nicht nur Anwendungen, Orte und zuletzt benutzte Dateien, findet sich hier nichts gibt es jetzt auch die Möglichkeit die Anfrage an Google oder Wikipedia weiterzureichen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Hinter der Uhr verbirgt sich jetzt ein Mini-Kalender samt eine Auflistung der aktuellen Termine.

 

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Logout- und Shutdown-Dialoge wurden dem Shell-Look angepasst.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Über mangelnde Neuerungen kann man sich in der Linux-Desktop-Welt derzeit wahrlich nicht beschweren: Während Ubuntu mit "Unity" an seinen eigenen Vorstellungen einer neuen User Experience arbeitet, ist man beim GNOME-Projekt derzeit mit den Arbeiten an GNOME 3.0 beschäftigt. Die neue Desktop-Generation soll Anfang April fertiggestellt werden, auf dem Weg dorthin gibt es jetzt eine weitere Testversion, die immer stärker verdeutlicht, wie all die Entwicklungsfäden der letzten Monate zusammenlaufen, und die sich entsprechend mit zentralen Neuerungen präsentiert.

Aktuelles...

Herzstück des GNOME3-Workflows ist die GNOME Shell, entsprechend viel Neues gibt es für diese seit der letzten Testversion von vor drei Wochen zu vermelden: Wie auch noch von GNOME2 bekannt, versteckt sich hinter der GNOME-Shell-Uhr nun ein Kalender, daneben werden zudem kommende Termine übersichtlich präsentiert. Weitere Fortschritt macht man bei der Vereinheitlichung der Desktop-Optik, so präsentieren sich jetzt auch die Logout- und Shutdown-Dialoge im Shell-Designs. Auch der Auftritt des Login-Managers GDM passt sich nun in den restlichen Look ein, die Software wurde im Zuge dieser Anpassungen auch gleich auf GTK+3 portiert.

...bei der GNOME Shell...

Apropos Oberflächlichkeiten: Mit der neuen Testversion verwendet die GNOME Shell nun von Haus aus die Schriftart "Cantarell", die als Default-Font für GNOME3 festgelegt wurde. Erweitert hat man zudem die integrierte Suchfunktion der GNOME Shell, so werden hier nun auch Knöpfe zur Suche auf Google und Wikipedia angeboten.

...und darüber hinaus

Als man die GNOME Shell vor einigen Monaten einem Redesign unterzogen hatte, hat man gleich einige konzeptionelle Änderungen vorgenommen. Zumindest eine davon hatte nicht bei allen für Begeisterung gesorgt, die Möglichkeit mehrere Workspaces gleichzeitig darzustellen wurde nämlich entfernt. Vor allem jene, die ihre Programme gerne fix einteilen, hatten diese Möglichkeit zu schätzen gelernt. Schon damals hieß es von Seiten der Shell-EntwicklerInnen, dass man in diesem Bereich noch nachbessern wolle, nun setzt man dieses Vorhaben in die Tat um.

Workspace Thumbnails

In eigenem Entwicklungszweig arbeitet man derzeit an einer Lösung die man "Workspace Thumbnails" nennt. Wird das Activities Overlay des Desktops aufgerufen, befinden sich am rechten Rand nun Miniaturansichten der einzelnen Arbeitsflächen. Um nicht unnötig Platz zu verschwenden, sind diese Thumbnails von Haus aus nur zu einem kleinen Teil sichtbar, erst wenn man mit dem Mauszeiger darüber fährt - oder eine relevante Organisationsaufgabe vornimmt - werden sie vollständig von rechts ins Bild geschoben. So lassen sich dann Fenster gezielt einzelnen Desktops zuteilen, auch neu zu öffnende Programme können gleich auf einer Oberfläche der eigenen Wahl platziert werden.

Virtuelle Desktops

Zudem bringen die "Workspace Thumbnails" eine durchaus interessante konzeptionelle Änderung in der Herangehensweise an Workspaces: Von Haus aus gibt es immer genau einen leeren virtuellen Desktop, startet man dort ein Programm, wird automatisch ein weiterer Workspace aufgemacht. Umgekehrt werden - etwa durch das Schließen eines Programms -  freigewordene Workspaces auch wieder selbsttätig geschlossen, eben bis auf die eine immer freie Oberfläche. Das manuelle Hinzufügen oder Entfernen von Workspaces entfällt so gänzlich. Angemerkt sei, dass dieser Entwicklungszweig derzeit noch im Fluss ist, bis zu einer fixen Aufnahme in die GNOME Shell also durchaus noch konzeptionelle Änderungen vorgenommen werden könnten.

Kontrolle

Jenseits der Shell bringt GNOME 2.91.6 wieder viel Feinschliff am neuen Kontrollzentrum des Desktops, neu hinzugekommen ist hier ein Panel zur Drucker-Administration. Für einige Diskussionen hatte hingegen eine andere Ankündigung gesorgt: Der für das Power-Management zuständige Entwickler, Richard Hughes, hatte in einem Blog-Eintrag erwähnt, dass man die sichtbaren Konfigurationsoptionen im Kontrollzentrum auf ein Minimum konzentrieren wolle und entsprechend auch kein Eintrag zur Modifikation des Verhaltens beim Schließen des Laptop-Deckels mehr - sichtbar - vorhanden sein werde. Der Desktop solle in einem solchen Fall einfach das richtige tun und in den Suspend-Modus gehen - so denn kein externer Monitor oder ein Beamer angehängt seien.

Diskussion

Die darauf folgende Aufregung speist sich primär aus dem Umstand, dass man vorhat dieses Verhalten auch dann umzusetzen, wenn der Rechner am Strom hängt, und manche so befürchten, dass schnell mal unabsichtlich Downloads oder Kommunikationsverbindungen abgebrochen werden könnten. Einige Blog-Einträge und viele empörte Postings später ist derzeit noch nicht so recht klar, ob das alles so kommen wird, einer der für das Kontrollzentrum zuständigen Designer betont, dass es derzeit noch gar kein finales Design für diese Komponente gebe. Davon abgesehen sei angemerkt, dass man das Verhalten ohnehin über den dconf-editor anpassen kann.

Portierung

Die aktuelle Test-Release ist aber natürlich auch wieder von Portierungen auf die kommende Generation des von GNOME genutzten GTK+-Toolkits geprägt: So verwenden nun auch Evolution und das GNOME Disk Utility GTK+3, selbiges gilt für das alte GNOME Panel, das für jene Systeme bereitstehen soll, wo der für die GNOME Shell nötige 3D-Support nicht geboten wird.

Download

GNOME 2.91.6 steht in Form des Source Codes von der Seite des Projekts zum Download, wer den aktuellen Stand der Entwicklung testen will, kann dies mittlerweile aber auch ohne alle Pakete selbst kompilieren zu müssen. Neben einem openSUSE-basierten Live-Medium, testet man auch bei Fedora bereits intensiv den aktuellen Zustand von GNOME 3. Die fertige Version der neuen Desktopgeneration soll es dann am 6. April geben. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 04.02.11)

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