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Magath: "Ich verstehe nicht, warum ich mich rechtfertigen soll, wenn ich dem Club ein sechsstelliges Plus erwirtschafte."

Foto: AP/ Volker Hartmann

Dortmund - Vor dem "Revier-Klassiker" der deutschen Fußball-Bundesliga zwischen Spitzenreiter Borussia Dortmund und Schalke 04 herrscht bei den strauchelnden Gelsenkirchnern Aufruhr. Während bei den Gastgebern aus Dortmund vor der 137. Auflage des Duells am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky) eitel Wonne herrscht, ist Schalke-Trainer Felix Magath zumindest bei den Fans seines Teams angezählt.

In einem offenen Brief fordert der "FC Schalke 04 Supporters Club" den Aufsichtsrat wegen der umstrittenen Transferpolitik auf, den "Irrsinn der letzten Tage" zu stoppen. 40 neue Spieler für geschätzte 50 Millionen Euro Ablöse holte Magath in 19 Monaten nach Gelsenkirchen, 15 von ihnen sind schon wieder weg. Dass der 57-Jährige im Winter die vereinslosen Profis Angelos Charisteas (30) und Ali Karimi (32) holte, bringt das Fass zum Überlaufen.

Aus Sorge um einen weiteren sportlichen Absturz, den Verlust der Identität des Klubs und eine ähnliche Lehrstunde durch den BVB wie beim 1:3 im Hinspiel laufen die Fans Sturm. Das Vertrauen in Magath ist in seinen Grundfesten erschüttert. "Ich verstehe nicht, warum ich mich rechtfertigen soll, wenn ich ein sechsstelliges Plus erwirtschafte", verteidigte sich der Trainer. Schalke gleicht einem Pulverfass. Allein ein Sieg in Dortmund könnte die erhitzten Gemüter etwas beruhigen.

Umstrittener Kaufrausch

Mit der Verpflichtung der anderswo ausgemusterten Charisteas und Ali Karimi brachte er im Winterschlussverkauf nicht nur die Fans gegen sich auf, sondern stellte auch seine eigenen Rekordtransfers im vergangenen Sommer infrage. "Wir haben die beiden geholt, um uns abzusichern", erklärte Magath.

Charisteas soll mit seinem Kopfballspiel helfen, was dem 14-Millionen-Einkauf Klaas-Jan Huntelaar, der seit drei Monaten ohne Tor ist, nicht das beste Zwischenzeugnis ausstellt. Karimi soll die "Probleme, das Spiel aus dem Mittelfeld in den Angriff zu tragen", beheben. Ein verbaler Tiefschlag für den 13-Millionen-Mann Jose Manuel Jurado, der eigentlich diese Aufgabe erfüllen sollte.

Fit genug, um schon am Freitag (20.30 Uhr/Sky und Liga total!) bei Borussia Dortmund eingreifen zu können, scheinen beide nicht. Schnelle Hilfe könnte schon eher der Ghanaer Anthony Annan bringen, der in seinen ersten Trainingseinheiten einen starken Eindruck hinterließ. "Er ist ballsicher, spritzig, aggressiv", lobte Magath den 24-Jährigen, der den zum FC Sevilla transferierten Ivan Rakitic im defensiven Mittelfeld ersetzen soll, "er will den Ball und weiß sofort eine Lösung."

25 Punkte Vorsprung

Vor dem Duell in Dortmund hat der BVB einen historischen Vorsprung von 25 Punkten auf Schalke aufzuweisen. Der Spitzenreiter hat doppelt so viele Zähler auf dem Konto wie der Tabellen-Elfte. Erfolgstrainer Jürgen Klopp warnte vor der "Mutter aller Fußballspiele" trotzdem vor dem angeschlagenen Rivalen: "Ihre Qualität ist hoch, wir sind nicht der haushohe Favorit. Sie können aus einer negativen Erwartungshaltung heraus überraschen."

Selbst der Ausfall von Neven Subotic (Sperre) und Shinji Kagawa (Fußbruch) bereitet dem BVB vor dem unter großen Sicherheits-Vorkehrungen steigenden Derby keine Sorgen. Bei Schalke dürfte Neuzugang Anthony Annan sein Debüt geben.

Einst hatten die beiden Vereine sogar miteinander sympathisiert. Die 1909 gegründeten Dortmunder spielten bis 1913 sogar in denselben Farben (blau-weiß) wie der fünf Jahre ältere Nachbar. Schalke gilt bei Historikern sogar als Steigbügelhalter für den Aufstieg des BVB, der erste Meistertitel der "Knappen" 1934 wurde auch in Dortmund bejubelt. Erst in den 70er Jahren begann sich die Fan-Szene zu radikalisieren. Heute gilt das Revierderby als hitzigstes Duell der deutschen Liga. 

Arnautovic fit

Marko Arnautovic hat sich vor dem Auftritt von Werder Bremen bei Mainz 05 am Samstag wieder fit gemeldet. Österreichs für das Länderspiel in Eindhoven nominierter Teamstürmer hatte vergangene Woche wegen einer Schien- und Wadenbeinprellung pausiert. Werder ist als 15. der Liga dringend auf Punkte angewiesen, um nicht in die Abstiegsränge abzurutschen. (APA/dpa/sid)