Linz - 13 Prozent der Oberösterreicher müssen monatlich bis zu 40 Prozent des Haushaltseinkommens für Wohnen und Energie ausgeben, geht aus dem Armutsbericht 2010 hervor, den Studierende an der JKU Linz erstellt haben. Hinzu kämen schlechte Wohnqualität durch veraltete Bausubstanz und Bildung von unbeliebten Wohnvierteln, erklären die Projektleiterinnen Christine Stelzer-Orthofer und Martina Stadlmayr. Die Politik sei gefordert gegenzusteuern.

Die zentrale Forderung des Berichts ist der Ausbau von Förderungen, vor allem im Bereich der Gebäudesanierung. Zusammen mit Energiesparmaßnahmen müsse man der steigenden Energiearmut entgegenwirken. Rund 300.000 Personen könnten in Österreich ihre Wohnung nicht angemessen heizen. Als sinnvollen Ansatz zitiert der Bericht eine österreichweite Vereinheitlichung des bestehenden Heizkostenzuschusses. Dieser könne an Investitionen in energieeffiziente Einsparungsmaßnahmen gekoppelt werden. Damit würden ökologische wie soziale Ziele verfolgt.

Engmaschigeres Unterstützungsnetz gefordert

Untersucht wurden vier im Vergleich zur Gesamtbevölkerung erhöht armutsgefährdete Personengruppen - Studierende, Menschen mit Beeinträchtigung, Migranten und Senioren - im Hinblick auf ihre Wohnsituation. 45 Prozent der Studierenden lägen unter der Armutsgefährdungsschwelle von 950 Euro (EU-Statistik 2008). Abweichend vom österreichischen Trend wohnen am Uni-Standort Linz viele Studenten bei ihren Eltern oder mit ihrem Partner zusammen. Hauptgrund dafür seien die Kosten. Die Gesamtsituation der Studierenden hänge stärker als bei anderen Gruppen vom finanziellen Aspekt ab. Daher solle das Unterstützungsnetz noch engmaschiger geknüpft werden, empfiehlt der Bericht.

Unter den Menschen mit Beeinträchtigung zählen eher jene zu der gefährdeten Gruppe, die in privaten Haushalten leben, da diese einzelne Förderungen nur begrenzt oder erschwert erhalten, obwohl durch die Beeinträchtigung zusätzliche hohe Kosten im Wohnbereich entstehen. Der Bericht legt den Ausbau von Betreuungseinrichtungen nahe. Auch die geänderten gesundheitlichen und sozialen Bedürfnisse der Senioren könnten in den vorhandenen Alten- und Pflegeheimen bei weitem nicht abgedeckt werden. Nur ein Drittel der Pflegebedürftigen lebe in stationären Heimeinrichtungen. Der überwiegende Teil wohne zu Hause und werde von Angehörigen betreut. Selbstbestimmtes Wohnen sei für Senioren schwer leistbar. Sollte es hier zu Kürzungen kommen, sei mit einer zunehmenden Armutsgefährdung zu rechnen. Auch betreubares Wohnen würden sich dann nur mehr besser situierte Ältere leisten können.

Migranten haben weniger Quadratmeter zur Verfügung

Migranten würden trotz einiger Verbesserungen in den vergangenen Jahren nach wie vor schlechter wohnen als Inländer. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf betrage bei Inländern 45 Quadratmeter, bei Personen mit Migrationshintergrund 31. Die Kommunen seien gefordert, Chancengleichheit zu schaffen, um einer Ghettoisierung vorzubeugen. Dazu gehöre neben sozialem Wohnbau auch eine gezielte Förderung vernachlässigter Wohngebiete. Die Selbsthilfe bei der Instandsetzung und Gestaltung von Stadtteilen sei zu unterstützen und gegebenenfalls zu erweitern, empfiehlt der Bericht.

Der Armutsbericht Oberösterreich wird seit 2003 jährlich von einer Gruppe Studierender der JKU im Rahmen einer Lehrveranstaltung der Institute Gesellschafts- und Sozialpolitik und Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung erstellt. (APA)