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Sollten die Rohstoffpreise weiter steigen, dürften die Sorgenfalten im EZB-Rat wohl nicht gerade kleiner werden.

Foto: EPA/Rumpenhorst

Frankfurt - Die Europäische Zentralbank in Frankfurt lässt wie erwartet den Leitzins unverändert auf Rekordtief von 1,0 Prozent. Der wichtigste Zins zur Versorgung der Geschäftsbanken im Euro-Raum mit Zentralbankgeld verharrt seit Mai 2009 auf diesem Niveau.Eine sofortige Zinsanhebung war heute Donnerstag auch nicht erwartet worden. Bei der EZB ist es Tradition, Zinsschritte verbal mit deutlichem Vorlauf vorzubereiten. Allerdings wird der Zeitpunkt für eine erste Zinsanhebung nach der Krise an den Märkten mittlerweile deutlich früher als noch vor wenigen Wochen gesehen. Die Erwartungen seien vom vierten auf das dritte Quartal 2011 vorgezogen worden, schreibt die UniCredit in einer Studie. "Aktuell preisen die Märkte die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinserhöhung um 0,25 Punkte zur Jahresmitte mit 50 bis 60 Prozent ein."

Im Zeichen der Inflation

Die Ratssitzung der EZB stand im Zeichen der Inflation. Die EZB bleibt wegen der anziehenden Teuerung auf der Hut. Grund für übereilte Gegenmaßnahmen bestehe allerdings derzeit nicht, sagte Notenbankchef Jean-Claude Trichet am Donnerstag nach der monatlichen Zinssitzung des EZB-Rats in Frankfurt. "Wir sehen weiter Beweise für kurzfristigen Inflationsdruck, hauptsächlich verursacht vom Anstieg von Energie- und Lebensmittelpreisen. Das hat unsere generelle Bewertung, dass die Entwicklung der Preise auf mittlere Sicht mit dem Ziel Preisstabilität vereinbar ist, aber nicht geändert." Anhaltende Wachsamkeit sei allerdings das Gebot der Stunde, betonte Trichet. Das derzeitige Zinsniveau von einem Prozent bleibe bis auf weiteres "angemessen", obwohl die Notenbanker erwarten, "dass die Inflationsrate 2011 über weite Strecken über zwei Prozent liegen wird" und damit über dem Zielwert von knapp unter zwei Prozent.

Trichet hatte im Januar Finanzmärkte und Öffentlichkeit mit überraschend scharfen Warnungen vor einer Rückkehr der Inflation aufgeschreckt und heftige Spekulationen ausgelöst, die EZB könnte den Leitzins früher erhöhen als erwartet. Nun trat Trichet verbal etwas auf die Bremse, was für eine deutliche Abwertung des Euro sorgte, der im Vergleich zum späten Vortagesgeschäft um fast zwei US-Cent auf bis zu 1,3624 Dollar fiel. Im Gegensatz zu seinen Aussagen nach dem letzten Treffen des EZB-Rats Mitte Januar verzichtete Trichet beispielsweise darauf, mehrfach darauf hinzuweisen, dass die EZB jederzeit handlungsbereit sei um gegen die Inflation vorzugehen. Im Januar war die Teuerung in der Euro-Zone auf 2,4 (Dezember 2,2) Prozent geklettert.

Ausstieg aus Krisenmaßnahmen

Trichet betonte, dass auch mehr als dreieinhalb Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 eine Reihe von Finanzmärkten "nicht normal" funktionierten. Allerdings habe sich zuletzt gezeigt, dass der für die Politik der Notenbank besonders wichtige Geldmarkt besser funktioniere. Der EZB-Rat werde vor diesem Hintergrund wie geplant im März entscheiden, ob und - gegebenenfalls - wie die Rundumversorgung für das Bankensystem aufrechterhalten werden soll, sagte Trichet.

Die EZB gibt den Geldhäusern derzeit wegen der andauernden Schuldenkrise in einigen Ländern der Euro-Zone bei ihren wöchentlichen Refinanzierungsgeschäften noch so viel Liquidität, wie sie bei ihr abrufen. Bislang verhindert die Schuldenkrise den von der Notenbank längst geplanten Ausstieg aus den Unterstützungsmaßnahmen. Diesen machte Trichet daher erneut von der künftigen Entwicklung abhängig: "Wir werden je nach Lage über die Stützungsmaßnahmen entscheiden", sagte er. (Reuters/red)