Wien - 300.000 Österreicher leben mit einer Krebserkrankung, ein Großteil davon steht noch im Berufsleben. Die Angst, wie die Kollegen mit der Krankheit umgehen oder dass man gekündigt werden könnte, ist groß. Die Österreichische Krebshilfe Wien startete deshalb am Donnerstag eine neue Initiative für Unternehmer. "Mein(e) MitarbeiterIn hat Krebs" bietet eine psychologische Beratung, die den Betroffenen, den Kollegen und den Führungskräften Unterstützung bieten soll, um Unsicherheiten und Ängste anzusprechen.

Die Behandlung einer Krebserkrankung kann langwierig sein und Monate in Anspruch nehmen. "Es gibt Patienten, die wollen im Arbeitsprozess bleiben, andere kommen aber erst nach einer längeren Zeit wieder", sagte Gerhard Matschnig, Generaldirektor der Zürich Versicherungs-AG und Vorstandsmitglied der Krebshilfe. Tatsache ist, dass die Leistungsfähigkeit des Mitarbeiters durch die Erkrankung beeinflusst wird. Eine Frau mit Brustkrebs darf etwa nichts Schweres heben. Da stellt sich auch die Frage, wie die Kollegen mit der Situation umgehen.

Weg in die Sackgasse

Auch die Rückkehr in den Job nach monatelanger Abwesenheit verläuft nicht immer so reibungslos. "Die Patienten wollen den Krankenstand möglichst schnell beenden", sagte der Präsident der Krebshilfe, Michael Micksche. Den Betroffenen geht es während der Behandlung auch phasenweise gut. "Hier stellt sich mir die Frage, ob man Patienten in Hochphasen nicht wieder arbeiten lassen kann", sagte Hans Jörg Schelling, Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger.

"Mangelhafte Kommunikation über eine Krebserkrankung im Unternehmen ist zwar menschlich verständlich, führt aber unweigerlich in die Sackgasse. Und das betrifft keineswegs nur den Small Talk beim Mittagessen, sondern wichtige berufliche Kommunikationsschnittstellen", so Micksche. "Erstmals richten wir uns an Unternehmer, um Firmen in der ersten schwierigen Phase bei der Kommunikation zu unterstützen."

Nachbetreuung als Angebot

Das Unternehmen wird bei der Entwicklung eines Maßnahmenplans beraten, mit allen Beteiligten werden Gespräche geführt. Auch eine allfällige Nachbetreuung wird angeboten. Im Unternehmen von Matschnig, der Zürich-Versicherungs-AG, wurde das Pilotprojekt durchgeführt. "Im gesamten Unternehmen gab es eine Aufbruchstimmung", sagte der Generaldirektor. "Unsere Mitarbeiter erkannten, dass ihr Chef nicht nur Höchstleistung verlangt, sondern sich ihrer auch annahm. Und man kann nie wissen, ob nicht auch er betroffen sein kann."

Die Beratung der Krebshilfe für Unternehmen ist allerdings mit Kosten verbunden. Der Stundensatz beläuft sich auf 200 Euro, fünf bis zehn Einheiten sind laut der Organisation notwendig. (APA)