Sauna, Loft, Ferienwohnung: Was aus Ställen werden kann, wenn sie nicht mehr Kühen ein Dach über dem Kopf bieten.

Foto: Christian Grass

Dornbirn - Ob alte, verfallene Blockbauten oder moderne Laufställe für Kühe - Ställe, Stadel und Scheunen gehören zur Kulturlandschaft unserer Bergwelt. Mit dem zunehmenden Strukturwandel der Landwirtschaft haben sie jedoch an Bedeutung und oft auch an Funktion verloren. Sie sind verfallen, verschwunden, abgebrochen oder umgebaut worden.

Dieser Thematik widmet man derzeit eine Ausstellung im Vorarlberger Architektur Institut (VAI) in Dornbirn. Der nicht mehr gebrauchte Stall ist eine länderübergreifende Ausstellung, die den Umgang mit diesen traditionsreichen Bautypen in Vorarlberg, Südtirol und Graubünden unter die Lupe nimmt. Dabei handelt es um eine Ausstellung zur Architektur und Soziologie des Stalles.

Man wolle nicht nur das Porträt eines Kulturverlusts zeichnen, sondern Orientierung geben und zum Handeln anregen, erklärt Marina Hämmerle vom Vorarlberger Architektur Institut: "Die Ausstellung will nicht nostalgisch sein. Wir möchten nicht dazu aufrufen, dass man an jedem Stall festhalten muss. Wir wollen nur bewusstmachen, dass die richtige Antwort gut überlegt sein soll. Das mag manchmal vielleicht der Abriss oder ein angemessener Ersatzbau sein. Andernorts lässt man den Stall sein, wie er ist, und gibt höchstens ein neues Dach hinauf, damit er nicht verrottet. Oder man findet ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Alt und Neu."

Die aufgezeigten Problemlösungen sind spannend und kreativ: Ein Stall in Mellau im Bregenzerwald wurde etwa zu einem multifunktionalen Raum mit angeschlossener Sauna, einer in Lech zu einer Loft umfunktioniert. Ein Schwimmbecken in der ehemaligen Jauchegrube, Parkplätze im vormaligen Schweinestall oder eine Ferienwohnung im Exheustadel - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, sofern das nötige Kleingeld oder der persönliche Einsatz es zu lassen.

Über Jahrhunderte hinweg wurden Dorfstrukturen maßgeblich durch den Charakter der Ställe geprägt. Neue Perspektiven für den Umgang mit bedrohten Bausubstanzen sind oft emotional beladen.

Ab Ende Februar begleiten an acht verschiedenen Orten in Vorarlberg offene Dorfgespräche für Eigentümer, Planer und Gemeinden die Ausstellung.  (Raffaela Rudigier/ DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2011)