Die Lesung der Grasser/Meischberger/Plech-Abhörprotokolle durch die Herren Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader lief am Dienstagabend zum zweiten Mal im Audimax, übrigens mit einem ansehnlichen Kontingent aus dem Justizbereich. Diese Protokolle der Dummdreistigkeit und der Bereicherungswut haben die Chance, zu einem zweiten Herrn Karl zu werden, dem fast 50 Jahre alten Nationalepos der österreichischen Schlechtigkeit. Scheuba/Maurer/Palfrader geben in meisterlicher Manier jedem "Gell?" und jedem "Aha" ihre Bedeutung.

Die Herrschaften, die sich da darüber unterhalten, wer sich bei welchem Grundstücksgeschäft der Republik provisionsträchtig "dazwischenschmeißen" soll, werden bis zur Kenntlichkeit entstellt. Die Vorlesung enthält auch Unterhaltungen - etwa zwischen Jörg Haiders Leibsekretär Koloini und Meischberger - die nicht durch eine parlamentarische Anfrage der grünen Abgeordneten Gabriela Moser "immunisiert" sind und daher in Medien nicht zitiert werden dürfen.

Gerade hier führen aber einige Hinweise in Abgründe, die noch zu explorieren wären. Es war eine FPÖ-Partie, die sich da über den Staat hermachte. Während wir noch damit beschäftigt sind, den kriminellen Aspekt der Haider-FPÖ aufzuarbeiten, feiert die Strache-FPÖ ihre Erfolge bei Wahlen und in Umfragen. Viele Wähler sind nicht bereit oder kommen gar nicht auf die Idee, Analogieschlüsse zu ziehen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.2.2011)