Wien - Nationalbank- Gouverneur und EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny warnte am Dienstag bei einer Abendveranstaltung in Wien vor dem "gewaltigen Risikopotenzial bei Fremdwährungskrediten". Rund 54 Mrd. Euro an Fremdwährungskrediten seien derzeit noch in Österreich ausständig, davon 47 Mrd. in Schweizer Franken. Grund für diese "eindeutige Fehlentwicklungen" waren laut Nowotny unter anderem zu "wenig kontrollierte Finanzberater" und der "exzessive Wettbewerb" zwischen den österreichischen Banken.

Die "österreichische Erfindung" des Fremdwährungskredits sei auch nach Mittel- und Osteuropa exportiert worden. Man werde aber von dieser "negativen Fehlentwicklung wegkommen", zeigte sich der Nationalbank-Chef zuversichtlich. Die Oesterreichische Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht haben im vergangenen Jahr die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten verboten

1999 waren Fremdwährungskredite an österreichische Privathaushalte und Unternehmen (Nichtbanken) im Umfang von 20 Mrd. Euro in Schweizer Franken ausständig. Damit haben sich die Franken-Fremdwährungskredite in Österreich innerhalb von 10 Jahren mehr als verdoppelt.

Nowotny nannte anlässlich einer Diskussion über "die globalisierte Krise - wirtschaftliche Herausforderungen für die Schweiz und Österreich" am Dienstagabend die starke Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro eine "Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit" der Schweiz. Die Interventionen der Schweizer Notenbank gegen die Aufwertung hätten zu hohen Devisenreserven mit hohem Verlustpotenzial geführt, so Nowotny. Der Kampf gegen die Aufwertung brachte der Schweizer Nationalbank bereits ein Minus von 21 Mrd. Franken (16,2 Mrd. Euro) im Jahresabschluss 2010.

Der Vizepräsident des Direktoriums der Schweizer Nationalbank, Thomas Jordan, sieht den Grund der Franken-Aufwertung in der Schuldenproblematik der USA und einiger europäischer Staaten: "Diese Entwicklung ist auf die Unsicherheit über die Verschuldung diverser europäischer Länder sowie auf die ungewisse Entwicklung in den USA zurückzuführen", sagte Jordan. Bei einem deutlichen "Überschießen" des Wechselkurses bestehe das Risiko, dass an sich solide Firmen in ihrer Existenz ernsthaft gefährdet wären. Derzeit ist ein Euro knapp 1,3 Franken wert. Der Zielkurs für den Schweizer Franken sei aber bei 1,40 bis 1,45 je Euro, so Jan Atteslander, Teil der Geschäftsführung bei economiesuisse, dem Verband der Schweizer Unternehmen. (APA)