Die Anwesenheit des Beobachters in der beobachteten Situation ist ein bekanntes Problem. "Thema spezial", das sich Montagabend mit der heutigen Jugend auseinandersetzte, versuchte diesem zu entkommen. Sieben Jugendlichen wurden Kameras zur Verfügung gestellt, mit denen sie ihre Lebensrealität selbst dokumentieren konnten. Das Ergebnis dieser Idee wurde zu einem Porträt zusammengeschnitten und mit Studioaufnahmen ergänzt, in denen Gestalter Christoph Feurstein die Protagonisten interviewte.

Kapitel fehlten, doch war die Intention der Sendung zu erkennen, eine Reihe von Themen abzuspulen: Von Bildung und Arbeit glitt man zum Bereich Ausländer und Integration, streifte die Politik, gab Ausgehen, Drogen und Sex Platz und schloss mit Facebook.

Ein Sozialporno kam dabei nicht heraus. Im Gegenteil: Ein respektvoller Blick auf die Welt der Jugendlichen und ihre mehr oder weniger miteingebundenen Freunde und Familien ermöglichte es, ihre Ansichten unbewertet nebeneinanderzustellen - ob diese nun durch ausgereifte Reflexion beeindruckten oder mit gnadenloser Festgefahrenheit erschreckten.

Gerade diesem Blick konnte aber niemand entkommen. Sicher, man erfuhr dank der Offenheit der Mitwirkenden, was unterschiedliche junge Menschen über bestimmte Themen denken. Dass diese Themen von Erwachsenen bestimmt schienen, die die Porträts der Jugendlichen in eine längst festgelegt wirkende Form pressten, ließ das Potenzial der Grundidee, die heutige Jugend durch die heutige Jugend zu porträtieren, verpuffen.

Der Fußabdruck des Beobachters zeichnete sich mal wieder überdeutlich in der Beobachtung ab. (Sabina Zeithammer/DER STANDARD; Printausgabe, 2.2.2011)