Wien - Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG/RSF) hat das Verbot des arabischen Fernsehsenders Al-Jazeera in Ägypten verurteilt. "Mit dem Verbot von Al-Jazeera versucht die Regierung die Verbreitung von Filmmaterial über die Proteste zu beschränken", sagte ROG-Generalsekretär Jean-Francois Julliard in einer Aussendung am Dienstag. Die Entscheidung stehe in "vollständigem Widerspruch mit dem Versprechen von Präsident Hosni Mubarak vom 28. Jänner, demokratische Reformen einzuleiten", so Julliard.

Das ägyptische Informationsministerium hatte dem Sender am Sonntag die Akkreditierung für alle Redakteure entzogen und die Sendelizenz für das Kairoer Büro widerrufen. Der Sender hatte teils rund um die Uhr über die explosive Lage in Ägypten berichtet. Der in Katar beheimatete Sender behalf sich damit, auf andere Übertragungen aufzuschalten. In einer Erklärung Al-Jazeeras wurde die Entscheidung der ägyptischen Behörden, den Sender abzustellen, als "Zensur der Stimme des ägyptischen Volkes" scharf verurteilt.

ROG fordert die ägyptische Regierung zudem auf, die "Zensur der Neuen Medien" zu beenden. Am 27. Jänner hätten die ägyptischen Behörden demnach gegen 22 Uhr 30 die Internetverbindungen gekappt und Mobilfunknetze abgeschaltet. Während die Telefonkommunikation teilweise am 29. Jänner wieder hergestellt worden sei, sei der Internet-Verkehr "offenbar weiter vielerorts gestört".

"Für viele Machthaber in der arabischen Welt gilt Al-Jazeera als unbequemes Medium, das auf das politische Geschehen Einfluss nehmen will", so die ROG-Mitteilung. Zuletzt seien im Vorjahr Al-Jazeera-Büros in Marrokko und Kuweit geschlossen worden. Im Jahr 2006 habe die irakische Regierung die Niederlassungen des Senders im Land schließen lassen. In den Städten Ramallah und Nablus im Westjordanland hätten in der vergangenen Woche Anhänger des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas Redaktionsbüros des Senders angegriffen. (APA)