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Nasenbohrer sind seine Stars wie Xabi Alonso (re.) natürlich nicht, aber Coach José Mourinho hat die Nase langsam voll.

Foto: EPA/VILLAR LOPEZ

Madrid/Wien - Sieben Punkte Rückstand bei 17 noch ausstehenden Runden sind nicht die Welt, ein Klacks für eine Mannschaft wie Real Madrid, sollte man meinen. Sieben Punkte Rückstand auf den großartigen FC Barcelona, der in Spaniens Primera División von Sieg zu Sieg eilt, wirken jedoch unaufholbar, selbst für eine Mannschaft wie Real Madrid.

"Das war's mit der Liga. Der Titel geht zu 85 Prozent an Barça", schrieb also die spanische Sportzeitung Marca, nachdem Real am Sonntagabend anlässlich der 21. Runde bei Nachzügler Osasuna in Pamplona mit 0:1 verloren hatte. Schließlich liegen die Königlichen nach der zweiten Auswärtsenttäuschung en suite (nach dem 1:1 in Almeria) eigentlich schon acht Zähler zurück. In Spanien zählen bei Punktegleichheit die direkten Duelle. Und im ersten, El Clásico genannten Saisontreffen der Titanen hat Barcelona Real im Camp Nou mit 5:0 gedemütigt. Die um 26 Treffer bessere Tordifferenz unterstreicht nur die Überlegenheit der ungeachtet des dichten Programms unverwüstlich wirkenden Katalanen.

Die Verweigerung

Real wirkt dagegen müde, vor allem die beiden Portugiesen, die Nummer sieben, Starstürmer Cristiano Ronaldo, und "The Special One", Coach José Mourinho. Müde ist Mourinho vor allem der Dauerfehde mit Sportdirektor Jorge Valdano, der doch glatt die Stirn hatte, unter Hinweis auf den ohnehin luxuriösen Kader die Verpflichtung eines Ersatzes für seinen verletzten argentinischen Landsmann Gonzalo Higuaín für unnötig zu halten. Schließlich wurden Mourinho vor dessen Amtsantritt im Sommer des Vorjahres jede Menge Wünsche erfüllt. Nun höhnt die Presse, zum Beispiel in Bezug auf den deutschen Internationalen Sami Khedira. "Mit Leuten wie Khedira verspielt man einen Titel", stellte El Mundo fest.

Die Retourkutsche

Immerhin wurde als Ersatz für Higuaín Togos Offensiv-Star Emmanuel Adebayor von Manchester City ausgeliehen. Mourinho hat diesen Kompromiss als Niederlage begriffen und im Gegenzug verkündet, dass außer ihm selbst nur noch Zinédine Zidane, das offizielle Bindeglied zwischen Präsident Florentino Perez und dem Trainer, zu den Spielern in die Kabine darf. Weltmeister Valdano, zuweilen Philosoph des Fußballs genannt, kann den Konflikt mit Mourinho locker aussitzen. Der Trainer des Jahres 2010 scheint allerdings um seinen Ruf zu fürchten. Nach dem Triple aus Meisterschaft, Cup und Champions League mit Inter Mailand wäre es für den 48-jährigen Feschak eine Niederlage, Real nicht den ersten Titel seit drei Jahren, seit der Meisterschaft 2007/08 zu besorgen.

Da nimmt es nicht wunder, dass Mourinho in den vergangenen Tagen mehrmals Sehnsucht nach England anklingen ließ, wo er bei Chelsea einst zum Superstar seiner Zunft aufgestiegen war.

Zuletzt verlieh Mourinho dieser Sehnsucht deutlich Ausdruck. "Es war immer wichtig für mich und meine Familie, glücklich zu sein, und ich liebe den englischen Fußball, und meine Familie liebt England. Ich habe immer gesagt, dass ich eines Tages zurückkehren werde, aber vielleicht passiert das früher als erwartet." (lü, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 1. Februar 2011)