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Ein Mercedes-Benz SL600s, verziert mit 300.000 Swarovski-Kristallen, gesehen am Automobilsalon in Tokio 2010.

Foto: Reuters/Toru Hanai

Innsbruck - Der Tiroler Kristallkonzern Swarovski mit Hauptsitz in Wattens spürt wieder Morgenluft und hat für 2011 ein "ordentliches" Wachstum geplant. "Wir wollen um die zehn Prozent wachsen", erklärte Unternehmenssprecher Markus Langes-Swarovski im Interview mit dem "WirtschaftsBlatt" (Montagsausgabe). "Wir sind optimistisch, aber nicht euphorisch", bremste er allzuhohe Erwartungen. Die Wirtschaftskrise habe dazu geführt, dass man "einiges an Umsatzrückgang" habe hinnehmen müssen. Getroffen habe es vor allem den Komponentenbereich.

Im Komponentenbereich musste der Konzern herbe Umsatzrückgänge einstecken. "Wir haben in diesem Segment phasenweise bis zu 25 Prozent verloren, das konnten wir 2010 stabilisieren und wieder ein leichtes Wachstum erreichen", gab der Konzernsprecher an. Schuld daran sei der "ruinöse Wettbewerb" gewesen, der völlig neue Marktrealitäten geschaffen habe. Der Markt wandle sich vom Oligopol zum Polypol. Es habe einen Preisverfall bis zu 70 Prozent gegeben. Im Gegensatz dazu habe sich das Konsumgütergeschäft permanent positiv entwickelt. In dieser Sparte sei es auch in der schwierigen Phase gelungen zwischen sechs und sieben Prozent Wachstum zu erzielen.

Derzeit gehe es dem Unternehmen sehr gut, weshalb am Standort Wattens wieder Mitarbeiter eingestellt werden sollen."Wir mussten viele Stellen abbauen, die wir jetzt vorsichtig wieder aufbauen können. Nicht eins zu eins, aber wir waren am Standort Wattens schon mal bei 6.700 Mitarbeitern Anfang 2007 und sind jetzt aktuell bei 5.272", führte Langes-Swarovski an. Bereits im abgelaufenen Jahr seien 350 Stellen wieder aufgebaut worden, "trotz aller Initiativen, die wir rund um die Etablierung eines globalen Betriebsstättenkonzepts umsetzen werden". "Wir müssen Natural Hedging betreiben, dennoch bleibt Wattens Hirn, Herz und bedeutender Produktionsmuskel von Swarovski", versicherte er.

Neue Marken

Wachstumschancen sieht Langes-Swarovski sowohl in den beiden Kerngeschäften als auch in einer Beauty-Linie, einer neuen Brillenkollektion und einer neuen Beleuchtungslinie, die 2011 lancierte werden soll. "Wir sind aber darüber hinaus andere Wachstumspotenziale angegangen, haben die teilweise noch gar nicht umgesetzt, weil wir auch im Schmuckmarkt weiter wachsen wollen. Also nicht nur mit der Marke Swarovski, sondern mit neuen Marken, organisch oder anorganisch, also die Etablierung eines neuen Portfolios", umreist er die Konzernstrategie der nächsten zehn Jahre. Es werde darüber nachgedacht, Schmuck unter einer anderen Marke herzustellen oder andere Schmuckbetriebe zu kaufen. Liquiditätsprobleme gebe es bei Swarovski jedenfalls keine. "Es ist diesbezüglich kein Prozess initiiert und es steht auch nichts unter Review", meinte Langes-Swarovski zu Medienberichten, wonach man sich von Beteiligungen trennen wolle.

"Wir hatten raue Zeiten zwischen Ende 2007 und 2009", sagte Langes Swarovski. Im Bereich Kristall gibt es zwei große Business-Units: Das Komponentengeschäft, wo lose Schmucksteine und "vorwärts integrierte" Produkte an die weiterverarbeitende Industrie verkauft werden, und das Swarovski-Markengeschäft, wo unter anderem Schmuckartikel, Geschenkartikel und Luster dem Endkonsumenten direkt angeboten werden, erklärte er. Mittlerweile sei das Verhältnis 65 Prozent Markengeschäft versus 35 Prozent Komponenten. Das sei nicht immer so gewesen, historisch habe das Kerngeschäft vor allem das Komponentengeschäft gebildet. Das Konsumgütergeschäft sei in den vergangenen zehn Jahren allerdings massiv ausgebaut worden. (APA)