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Omar Suleiman (m.) neben Husni Mubarak (l.)

Foto: REUTERS/Egyptian State TV

Die Wahl lag nach ägyptischer Logik auf der Hand: Omar Suleiman, 74 Jahre alt, ist der bekannteste Unbekannte im Nahen Osten. Kein hoher Besucher aus dem Westen kam je nach Ägypten, der nicht um einen Termin beim mächtigen Geheimdienstchef ansuchte. Kein anderer ägyptischer Offizieller war so oft in Israel wie er. Und keiner hat je so eng mit den Amerikanern kooperiert - im berüchtigten "rendition"-Programm, in dem andere Staaten den USA die Drecksarbeit abnahmen, von der CIA gefasste und an diese Staaten überstellte Terrorverdächtige zu "befragen". Ein CIA-Agent sagte einmal vor dem US-Kongress reichlich plastisch, dass die verpflichtenden ägyptischen Erklärungen an die USA, dass dabei die Menschenrechte respektiert würden, "keinen Eimer warmer Spucke" wert seien.

Folgerichtig gibt es kaum einen Mann in Ägypten, der so unterschiedliche Gefühle auslöst. Für die einen ist er der Oberfolterer, für die anderen, die Bürgerlichen, die am Tag vier der Proteste erschrocken feststellen mussten, dass die Internetgeneration auf den Straßen von Plünderern abgelöst wurde, die Hoffnung auf einen Übergang ohne totales Chaos. Seine Ernennung würde Mubarak erlauben, sich zurückzuziehen - wie auch immer -, ohne eine Verfassungslücke zu hinterlassen. Ob jedoch die Ernennung nicht einfach zu spät kam, bleibt zu sehen.

Suleimans Herkunft, sein ganzer Dunstkreis ist Mubaraks sehr ähnlich: aus einfachen Verhältnissen, durchs Militär hochgekommen, zuerst mit Moskau kooperierend, dann mit Washington. Sein Aufstieg begann 1986, als er zuerst Vizechef des Militärgeheimdienstes wurde und mit Mubarak in Kontakt kam. 1991 wurde er Militärgeheimdienstchef, 1993 Chef des zivilen Mukhabarat. 1995 rettete er Mubarak durch sein Insistieren auf ein gepanzertes Auto bei einem Besuch in Addis Abeba das Leben: Er saß neben dem Präsidenten, als ein Attentäter das Feuer eröffnete.

Seine Karriere ist geprägt von den Auseinandersetzungen des Regimes mit radikalen Islamisten, in den vergangenen Jahren nahm er jedoch immer mehr politische Aufgaben für den Präsidenten wahr, wie diverse Vermittlungsmissionen zwischen Hamas und PLO, aber auch zwischen Hamas und Israel. (Gudrun Harrer, STANDARD-Printausgabe, 31.01.2011)