Der Anstieg von Preisen für Lebensmittel und Rohstoffe sorgte auch beim Weltwirtschaftsforum in Davos für Diskussionen. Mit großer Besorgnis äußerten sich Vertreter aus arabischen und islamischen Ländern, da die Unruhen in Tunesien und Ägypten nicht zuletzt durch den Anstieg von Preisen für Grundnahrungsmittel wie Brot ausgelöst worden waren.

Der jordanische Minister für Wirtschaftsprojekte Imad Fakhoury sagte, der Nahe Osten sei besonders betroffen, da die meisten Nahrungsmittel importiert werden müssten und die Bevölkerung wachse.

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono sagte sogar einen Krieg um Ressourcen voraus. Der Anstieg der Weltbevölkerung um zwei auf neun Milliarden bis 2045 werde einen enormen Druck auslösen: "Beim nächsten Krieg kann es um Ressourcen gehen, wenn wir die Herausforderungen nicht gemeinsam meistern."

Der in Tunis stationierte Chefökonom der Afrikanischen Entwicklungsbank, Mthuli Ncube, sagte weitere Unruhen voraus, falls es nicht einen Abbau der Ungleichgewichte gebe. Preissteigerungen im Lebensmittelbereich seien für die Ärmeren ein großes Problem. "Wenn man keine Jobs schafft, nicht einmal das Wirtschaftswachstum teilt, dann wird es einen weiteren Rückschlag geben. Man muss die Früchte der Wirtschaftsentwicklung teilen."

Wie aus französischen Kreisen in Davos verlautete, will Frankreich während seiner G-20-Präsidentschaft ein Informationssystem schaffen, mit dessen Hilfe sich Staaten über ihre Lagerbestände bei Agrarrohstoffen austauschen können. Ein solches System gibt es bereits für Ölmärkte. (Alexandra Föderl-Schmid aus Davos, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.1.2011)