Wie viel Auto braucht der Mensch? Wie viel der Geschäftsmann? Erstere Frage beantwortet Audi derzeit zum Beispiel mit dem A1, einem schicken Trendvehikel mit 3,95 m Länge. Letztere ginge abmessungstechnisch vermutlich in Richtung fünf Meter. Immerhin ist der neue A6 mit 4,92 m gegenüber dem Vorgänger um 12 mm geschrumpft, die begehrte Business-Limousine bleibt damit fünf Zentimeter unterm A7-Maß – ein bisserl Unterschied zum Ästheten in der Lücke zwischen A6 und A8 muss schon sein. Sodass also Geschäftsmenschen für sich einen knappen Meter mehr öffentlichen Raum in Anspruch nehmen als bescheidene Privatiers.

Foto: Hersteller

Übrigens, Stichwort Design: Nicht dass der A6 ästhetisch gegenüber dem A7 auf verlorenem Posten stünde, ganz im Gegenteil. Passt eh alles. Bis hin zum Single-Frame-Grill für Single-Business-Männer oder -Frauen. Er ist halt nur anders gestrickt, klassischer, seriöser und doch bei den Proportionen mit einem Hauch von gestrecktem sportlichem Galopp, zugeschnitten auf die Klientel.

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Die wünscht außerdem, sollte sie einmal in der zweiten Reihe Platz nehmen müssen, dass es dorten genauso nobel zugeht wie in der ersten; dass der Zugang zur elektronischen Welt (Audi bietet da das volle Programm, bis hin zu Internet-Anbindung und WLAN-Hotspot) auch von dort aus gewährleistet ist; und dass man sich die gewöhnlich exquisit betuchten Knie nirgendwo stößt. Ergo haben die Ingenieure den Unterbau auf die Streckbank geschickt und sechs Zentimeter mehr Radstand herausgeschunden, neuerdings 2,91 Meter, und damit auch entsprechend mehr Beinfreiheit.

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Dies (Radstand), intensivierter Leichtbau – etliche Alu-Komponenten und Hightech-Stähle führen dazu, dass der A6 um bis zu 80 kg leichter ist als bisher – und die noch einmal verwindungssteifere Karosserie ergeben ferner ein geradezu beschwingtes Fahrgefühl, diesen Eindruck jedenfalls konnte der Standard bei der Präsentation auf Sizilien mitnehmen.

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Schade, dass das der in der Palermos Kathedrale begrabene Stauferkaiser Friedrich II. (1194 - 1250), genau, der mit dem Falkenbuch, nicht mehr erleben kann. Stupor mundi nannten die Zeitgenossen den (Mit-)Erfinder des Beamtenstaates, "Staunen (oder Wunder) der Welt", und das passt dann wieder zur dort vorgestellten Audi-Limo: Sie soll die p.t. Klientel in Staunen versetzen. Was die alles kann! Mein lieber Friedrich!

Im Innenraum herrscht übrigens mehr Komfort und Luxus, als das gesamte Mittelalter bieten konnte – und weiterhin mehr, als die Premium-Konkurrenz von Mercedes über BMW bis hin zu Jaguar und Lexus hinkriegen: Hinsichtlich Hochwertigkeit der Materialien und Liebe zum Detail bleibt Audi einfach der Maßstab.

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Klarerweise macht auch der A6 die üblichen Wirtschaftlichkeitssprünge. Jene zwei Benziner und drei Selbstzünder, allesamt 4- und 6-Zylinder, die Audi zum Marktstart lanciert, kommen mit bis zu 21 Prozent weniger Saft aus als bisher – auch dank Bremsenergierekuperation und serienmäßigem Start-Stopp-System. Als "besonderes Highlight" in Sachen Effizienz ist der A6 hybrid avisiert. Kommt Anfang 2012 und soll "die Kraft eines V6 mit dem Verbrauch eines 4-Zylinders" vereinen.

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Besonders gut gefallen konnten auf Sizilien folgende Konstellationen: 3,0 TDI quattro (204 PS), 7-Gang-S-tronic (Doppelkupplungsgetriebe) und Luftfederung, quasi die Variante für Edelleute, ebenso wie die Otto-Topmotorisierung, der geschmeidige 3,0 TFSI quattro (300 PS), der aber im Immernochdieselland Österreich weniger gefragt sein wird, wirklich schade. Aber auch an der "bürgerlichen" Ausgabe gibt's in Sachen Performance wenig zu bekritteln: Der 2,0 TDI mit 177 PS, Frontantrieb und 6-Gang-Schaltung, der sich normtestzyklisch mit klassenbesten 4,9 l/100 km (!) begnügt – rechnet man für die Praxis die üblichen 1,5 l dazu, so ist das ein erstaunlicher Wert für so ein Trumm Auto, Homo oeconomicus und Homo oecologicus lassen sich also doch unter ein gemeinsames (Homo-sapiens-)Dach bringen.
Allein bleiben wird die Limousine übrigens nicht lange. Der Kombi, der bei Audi bekanntlich Avant heißt, kommt im Herbst, und anzunehmen ist, dass auch der Allroad einen Erben bekommt.
Fazit A6: Das Rennen um den besten und beliebtesten Business-Bomber der Welt geht in die nächste Runde. Auf höherem Niveau denn je. Eindeutig die richtige Limousine für nach der Krise. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/28.1.2011)

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