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Mohamed ElBaradei am Wiener Flughafen vor seiner Abreise nach Ägypten

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Engagiert war er immer, und in der Zeit vor seinem Abgang als Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) hatte Mohamed ElBaradei angekündigt, dass er sich kräftig zu Wort melden werde. Immerhin ist er Friedensnobelpreisträger (2005) - deshalb dachte man eher an eine nukleare Nichtverbreitungsagenda.

Stattdessen ist er jetzt ägyptischer Oppositionspolitiker, Gründer der National Association for Change. Angesichts des persönlichen Wandels, den der scheue, spröde Mohamed ElBaradei erlebt hat, reiben sich seine früheren Untergebenen die Augen: Der DeeJee (Director General), der früher lieber allein im Lift fuhr, damit ihm niemand zu nahe kommt, wühlt sich jetzt durch ägyptische Menschenmassen und schüttelt Hände in Moscheen? Vor kurzem undenkbar.

Auch der diplomatische Ton ist von ihm abgefallen: Vor seiner Rückkehr nach Ägypten am Donnerstag, um am Freitag an den Großdemos teilzunehmen, rief er Präsident Hosni Mubarak unverblümt zum Rücktritt auf. Dann wurde er unter Hausarrest gestellt.

1942 in Kairo in eine Juristenfamilie geboren, mag sich ElBaradei Chancen ausrechnen, bei den kommenden Präsidentenwahlen doch noch antreten zu können: Dazu wäre eine Verfassungsänderung nötig, denn noch hat es das Regime so eingerichtet, dass einer von außen gar nicht kandidieren kann.

Ob er eine Wahl gewinnen würde, ist schwer zu sagen. Seine Heimkehr nach Ägypten 2010, nach Jahren in Wien und davor in den USA, wurde medial groß gespielt. Der Spin des Regimes, dass ElBaradei kein richtiger Ägypter mehr sei, hat aber bei einigen doch verfangen. Für manche seiner Anhänger ist er auch jetzt zu oft im Ausland - wie er ja auch jetzt aus Wien anreiste, wo er eine Wohnung hat und das er nicht zuletzt wegen der Kulturszene liebt.

ElBaradei, Jurist und Karrierediplomat, kam 1984 an die IAEO, wo er 1997 Nachfolger von Hans Blix wurde. Dass Mubarak seine Kandidatur nicht unterstützte, sondern einen Vertrauten auf den IAEO-Chefsessel hieven wollte, mag ElBaradei später den Bruch leichter gemacht haben. Als IAEO-Chef diente er drei Amtsperioden, die dritte nach langem US-Widerstand, weil er Washington durch seine Kritik am Irakkrieg verärgert hatte.

Mit ihm nach Kairo zurückgekehrt ist seine überaus beliebte Frau Aida. Die beiden haben zwei erwachsene Kinder, die Tochter hält die Juristentradition aufrecht. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 29.1.2011)