Wien - Der börsenotierte niederösterreichische Versorger EVN setzt für die nächsten ein bis zwei Jahre auf Konsolidierung und dann wieder auf eine Expansion in neue Märkte. Massiv ausgebaut werden soll der Anteil der erneuerbaren Energien, sagte der neue EVN-Chef Peter Layr Mittwochabend vor Journalisten. Bis 2020 soll die Stromerzeugung aus Wasser, Wind und anderen Erneuerbaren von derzeit 1,5 auf 4,5 Terawattstunden (TWh) verdreifacht werden. Für Kraftwerksprojekte sind Partner willkommen, vorzugsweise aus Österreich.

Mit den geplanten 4,5 TWh liegt der Anteil der Erneuerbaren an der EVN-Eigenerzeugung bei rund 50 Prozent, derzeit sind es 30 Prozent. Schwerpunkte werden Wasser- und Windkraft sein. Die EVN hat dafür bereits einige Projekte in der Pipeline, sowohl im In- als auch im Ausland. In Albanien beispielsweise baut die EVN mit dem Verbund das Wasserkraftwerk Ashta, das Projekt am Devoll-Fluss gemeinsam mit der norwegischen Statkraft. In Bulgarien gibt es ein Wasserkraftprojekt mit dem staatlichen Stromkonzern NEK am Gorna Arda. Die Türkei habe die EVN nicht im Fokus.

In Österreich sind in den Erneuerbaren-Ausbau Investitionen von 800 Mio. Euro geplant. In Niederösterreich will die EVN weitere Wasserkraftwerke errichten und bestehende revitalisieren. Neue Projekte sind etwa an der Ybbs geplant. Gemeinsam mit Partnern hat man auch Pumpspeicherkraftwerke an der Donau im Visier. Mit dem Verbund habe die EVN eine sachlich sehr produktive Arbeitsweise entwickelt und sei guten Mutes für gemeinsame Projekte. Bei Kooperationen will Layr lieber zuerst an einen österreichischen Partner herantreten und dann erst an einen ausländischen. Bei der thermischen Erzeugung ist das geplante Portfolio mit dem Kraftwerk Duisburg-Walsum, das der EVN und der deutschen Evonik gehört, erreicht.

Intensive Expansion

Die intensive Expansion in den vergangenen Jahren sei positiv gewesen, nun sei es an der Zeit, diese Dinge zu konsolidieren und dann wieder in neue Märkte zu gehen. Man sehe die Stärken in einem sehr breiten und erfolgreichen Heimmarkt und fühle sich dort auch verwurzelt. Aus dem Heimmarkt kämen mehr als 60 Prozent des Umsatzes. Die EVN wolle nicht Expansion um der Expansion willen, sondern eine sorgfältige Integration durchführen und Ertrag generieren.

Bei den Streitigkeiten in Mazedonien, wo die EVN 2006 den Stromverteiler ESM übernommen hat, erwartet Layr entscheidende Schritte für eine Lösung bis Herbst und einen Abschluss zu Jahresende. Gerichtsanhängig seien offene Rechnungen von 90 bis 100 Mio. Euro. Im Sommer vergangenen Jahres wurde wie berichtet mit der Regierung eine Road Map vereinbart, um die offenen Streitfragen zu lösen. In Russland konzentriere man sich auf die Großstädte Moskau und St. Petersburg. In Moskau errichtet die EVN derzeit eine Müllverbrennungsanlage mit einer Kapazität von 700.000 Tonnen. Das Auftragsvolumen im Umwelt-Projektgeschäft liege derzeit bei 1,2 Mrd. Euro.

Zur weiteren Strategie des deutschen Großaktionärs EnBW, der mit einem Anteil von 32,5 Prozent zweitgrößter Aktionär nach dem Land Niederösterreich (51 Prozent) ist, verwies Layr auf Aussagen von EnBW-Chef und EVN-Aufsichtsratsmitglied Hans-Peter Villis, wonach kein langfristiges Engagement geplant sei. Zur Regulierungsbehörde E-Control meinte er, diese habe bei der Marktöffnung und der Anreizregulierung hervorragende Arbeit gemacht. Nicht notwendig gewesen wäre die Inseratenkampagne gegen die Landesversorger. Darüber, ob Konsumentenschutz Aufgabe des Regulators sein soll, könne man geteilter Meinung sein. (APA)