Renault (Laguna) und Mazda haben ihre Mittelklasse behutsam überarbeitet. Und übrigens: Der Mazda6 ist der einzige Beitrag eines Herstellers aus Japan, der sich in unseren Breiten in der Zulassungsstatistik mit der vorwiegend deutschen Konkurrenz messen kann.

Eigentlich sollte hier vom Mazda6 CD180, dem brandneuen Top-Diesel mit 180 PS, die Rede sein, der sich solcherart auf motorischer Augenhöhe mit dem Laguna gematcht hätte, dem 2,0 dCi mit 173 PS. Fiel aber leider kurzfristig aus, als Ersatz hielt der altbewährte 2,0i-Benziner (155 PS) her. Entfällt also auch der motorische Vergleich, und zur tatsächlich getesteten Mazda-Maschine muss man nicht viel Worte verlieren: Marschiert brav, wenn man sie auf Touren hält, ist dann aber bei den Trinksitten auch nicht gerade der sittsamsten eine; Start-Stopp? Kommt, dauert aber noch etwas.

Foto: Andreas Stockinger

Hatten wir erwähnt, dass es sich in beiden Fällen um Kombis handelt? Mazda setzt hier seit langem Maßstäbe bei der Benutzerfreundlichkeit: Karakuri. Genial simples Bedienkonzept im Kofferraum zum Umlegen eines Rücksitzes oder gleich aller, per Fingerhakler. Das System ist so überzeugend, dass es fast 1:1 auch im Laguna Grandtour zu finden ist.

Foto: Andreas Stockinger

Am deutlichsten merkt man die Modellpflege, die Mazda dem 6er 2010 angedeihen ließ, beim Fahrwerk: War es vorher manchem fast zu sportlich-straff, kommt nun eine Komfortkomponente dazu, die den Wagen zum wirklich feinen Langstreckenkumpel macht.

Foto: Andreas Stockinger

Ansonsten bleibt's beim Konzept: ein bisserl fesch, ein bisserl Lifestyle, aber nicht zu viel von alledem, und darum schluckt der Japan-Kombi 519 Liter Ladung; hat man alle Karakuri-Register gezogen, werden 1751 draus. Beim Laguna sind's "nur" 480 bis 1593 l, obwohl er mit 1,83 m um drei Zentimeter länger ist als der Mazda. Schon am coupéhaften Schwung der Karosserie sieht man: Die Franzosen setzen die Akzente anders – auf Lifestyle und Laufsteg, chic sein oder nicht sein oder so.

Foto: Andreas Stockinger

Dezent wurde, mit ein paar gekonnten Pinselstrichen nur, die Front zur Modellpflege noch einmal behübscht, der Innenausstatter durfte kostbarere Materialien verbauen. Der Kofferraum ist, wie der des Mazda, überaus praktisch zu bedienen, ein Lamperl gibt nächtens Orientierungshilfe, und mit einem Tapser schnellt die Kofferraumabdeckung auf deren hinteren Rand in Ausgangsposition, zugezogen ist sie fast ebenso fix. Weniger erbaulich das Verstau_angebot im Passagierraum. Zu kleine Ablagen (auch die Tür-Seitenfächer) und zu wenige.

Foto: Andreas Stockinger

Die Testwagenkonfiguration – 2,0-Liter-Diesel mit 6-Gang-Automatik (Zulieferer: Aisin) – ist eine bequeme Sache, der Motor klingt jedoch beim Anfahren (speziell beim Kickdown) etwas bemüht. Die Leistung ist natürlich mehr als ausreichend, allerdings schlägt die Automatik auf den Verbrauch.

Foto: Andreas Stockinger

Übrigens ward unserem Laguna 4Control spendiert (was in dem Fall 1164 € Aufpreis bedeutet), also Allradlenkung mit Sportfahrwerk. Zwar wirkt die Lenkung zunächst etwas gefühllos, bald lernt man die Vorzüge des Systems aber auch innerstädtisch schätzen, man wuselt richtiggehend um die Ecken. Selten so beweglich gewesen mit einem Auto dieser Größe. Prädikat: sehr empfehlenswert. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/21.1.2011)

Links:

Mazda

Renault

Foto: Andreas Stockinger