Foto: Oracle

John R. Rymer und Jeffrey S. Hammond, vom Marktforschungsunternehmen Forrester, kommen im Rahmen einer Untersuchung zu dem Schluss, dass Oracles Geschäftsmodell für die Zukunft Javas bestimmend sein werde. Gerade im Wettstreit mit Microsofts .NET kämpfe man mit Problemen. So sei Oracle bislang nicht dazu in der Lage gewesen, die Komplexität der Java-Plattform wesentlich einzuschränken. Zwar sei mit der Umstrukturierung bereits begonnen worden, um Hersteller IBM nicht zu verlieren, doch habe man sich in der Open-Source-Gemeinschaft damit gleichzeitig unbeliebt gemacht.

Oracle behindert alternative Entwicklung

Rymer und Hammond fassen ihre Untersuchungsergebnisse in fünf Punkten zusammen:

1. Softwarehersteller Oracle werde die weitere Entwicklung der Java Standard Edition (SE) bestimmen. Neuerungen wird es dann für die freie Implementierung der Java SE, OpenJDK, geben, wenn diese zu Oracles Prioritäten zählen.

2. Weiters kam man zu dem Schluss, dass es so gut wie unmöglich sei eine alternative Implementierung (zu OpenJDK) zu erstellen, ohne Oracles Zustimmung. Das wesentliche Hindernis sei dabei die, von Oracle ausgeübte, Kontrolle über die Java Test Compatibility Kits (TCK). Trotz der freien Softwarelizenz General Public License (GPL) sei OpenJDK nicht gänzlich offen. 

Ende der Gemeinschaft

3. Die Java-Entwicklung werde künftig durch IBM und Oracle diktiert, was ein Ende des Java Community Process (JCP) zufolge haben werde - ohne dass dieser formal beendet würde. Durch Oracle werde für die Zukunft eine Alternative zum JCP geschaffen und das, nach außen hin gezeigte, offene Vorgehen offiziell beenden.

Zukunftsvision 

4. Den Wettbewerb sehen Rymer und Hammond in erster Linie bei den Frameworks für Geschäftsanwendungen.

5. Die Tendenz, dass Java Client-seitig an Relevanz abnimmt, sei deutlich zu erkennen. Bildungseinrichtungen würden sich deshalb rüsten und auf andere Unterrichtssprachen wechseln. Auf lange Sicht werde Java, ähnlich der Programmiersprache COBOL, als Server-Sprache für Unternehmen gesehen.

Folgenschwere Entscheidungen

Anfang-Mitte-Dezember 2010 fasste die Apache Software Foundation den Entschluss das Exekutivkomitee des JCP zu verlassen. Als Grund nannte man die Verweigerung des uneingeschränkten Zugangs zu den Java TCK durch Oracle. Aufgrund dessen sei es den Entwicklern der freien Implementierung Harmony nicht möglich gewesen diese auf Standardkonformität zu prüfen. Zwei Monate zuvor, im Oktober, entschied sich IBM das Harmony-Projekt zu verlassen und am OpenJDK mitzuwirken.

Allgemein hieß es seitens Apache, dass der gesamte Prozess durch Oracle dominiert werde und die Freiheit Javas zu einer Farce gemacht werde. (pd)

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