Was wollen wir nicht alles glauben. Wir glauben Managern des Monats, Männern des Jahres, Skistars, Filmstars, Bankdirektoren, sogar Politikern. Wir glauben ihnen, bis sich halt die Zeiten ändern.

Nehmen wir André Rettberg, der vor dem Strafgericht steht und auf unschuldig plädiert. "Mister Libro", medialer Mann des Monats November 1999 und Manager des Jahres 1999, lehrt uns vor allem eins: die Vergänglichkeit der Worte.

Rettberg stellt sich vor Gericht als geistiges Nackerpatzerl dar: als Schulversager, der in seinem Job (Vorstandschef einer Börsengesellschaft) mit "Finanzwesen nichts zu tun hatte", bei Konzepten der Experten "schon mangels jedweden Fachwissens nicht einmal mitreden" konnte. Und: "Bilanzen konnte ich nicht lesen."

Wie anders hörte sich das 1999 an, vor dem Börsengang Libros. "Lesen Sie lieber Bilanzen oder Bücher?", ward er gefragt, und er antwortete: "Momentan lese ich viel mehr Bilanzen."

Weisheitsschnee von gestern, mag sich auch Liechtenstein-Stiftungsgründer Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser denken. Der damalige Minister am 13. September 2000: "Ich würde mein Geld nicht in Liechtenstein anlegen."

Heute glaubt man Grasser eher weniger. Aber seine Strafe hat er ja vielleicht schon ausgefasst. Seine Frau vergleicht ihn mit niemand anderem als - Marilyn Monroe. Die wurde auch "zuerst gelobt, dann zerstört".

Sicher, wir glauben auch das. (gra, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2011)