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Viel Geld und viel Verkehr: Die Shopping-City-Süd in ihren besten (Vorweihnachts-)Zeiten

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Nach Jahren der Expansion haben viele Handelsunternehmen hierzulande offenbar eine sinnvolle Größe erreicht. Rund 450 expansionswillige Einzelhändler suchen derzeit aber immer noch mehr als 1.600 Standorte, lässt Standortberater RegioPlan wissen. Das sind 200 weniger als im Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre und um 600 weniger als im Rekordjahr 2008. Die meisten Standorte sucht die Bekleidungsbranche, gefolgt vom Lebensmittelhandel und der Gastronomie. Auf Wachstumskurs sind aber auch der Sportartikelhandel und die Elektrobranche. Am größten ist die Nachfrage nach Geschäftsflächen in gut frequentierter Innenstadtlage und in Einkaufszentren.

Der Wildwuchs und Neubauboom bei Letzteren scheint aber eher gestoppt zu sein. Schon 2009 sind gleich viele Shoppingcenter renoviert wie neu gebaut worden. Die Ursachen sind restriktive Baugenehmigungen und eine bereits recht hohe Dichte an Einkaufszentren, erhoben die Berater von Standort+Markt im Vorjahr. Allerdings: Selbst bei einer hohen Verkaufsflächendichte und einem hohen Sättigungsgrad wird es in Österreich immer eine Suche nach neuen Flächen geben, erklärt RegioPlan-Chefin Hanna Bomba-Wilhelmi: "Jeder seriöse Expansionsmanager weiß, dass selbst wenn seine Marke eine Idealanzahl an Standorten erreicht hat, immer wieder auch Optimierungen durchgeführt werden müssen. Ein Filialnetz ist ein lebendiger Organismus, der sich ständig verändert." Neue Flächen werden immer noch gesucht, um Standorte, die nicht (mehr) gut performen, zu ersetzen. Darüber hinaus wird es immer auch bestehende oder neue Händler in Österreich geben, die noch wachsen wollen. 2010 gab es in Österreich knapp unter 200 Shoppingcenter und Retail Parks. Die drei größten in Österreich sind die SCS Vösendorf (inkl. SCS-Multiplex) mit 176.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche, das Wiener Donauzentrum (inkl. Donauplex) mit 86.000 und die Shoppingcity Seiersberg bei Graz mit 85.000 Quadratmetern.

Neben Steuern viel Verkehr

Ein Einkaufszentrum bringt der jeweiligen Gemeinde nicht nur Steuern sondern zusätzlich viel Verkehr. Ein Aspekt, den sich nun die Grünen vornehmen wollen, indem sie auf ihrer Klausur in Linz eine so genannte "Verkehrserregerabgabe" anregen. Neue "Verkehrserreger" wie Einkaufszentren, Stadien, Seilbahnen oder etwa Fachmärkte, die in die Grüne Wiese gesetzt werden oder durch eine Erweiterung in einem bereits vorhandenen Shopping-Zentrum die Verkehrsfrequenz erhöhen, sollen pro Parkplatz mit einer jährlichen Abgabe von 500 Euro belastet werden.

Entrichten sollen diese Abgabe die Projektbetreiber, schlägt Grünen-Sprecher Oliver Korschil im Gespräch mit derStandard.at vor. "Da geht es um Verkehrsvermeidung und -steuerung", so Korschil. Geht es nach den Grünen, wird diese Abgabe zweckgebunden für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. "Wir wollen keines dieser Projekte verhindern, aber wir wollen, dass sie dann auch öffentlich erreichbar sind", sagt Korschil. Auch Betriebe, die in die Grüne Wiese gesetzt werden, könnten nach Grünen-Ansicht diese Abgabe entrichten, "ab einem Stichtag und einer gewissen Mindestanzahl an Parkplätzen, sicher mehr als fünf oder zehn".

Gesetzliche Grundlage vorhanden

Bereits jetzt wäre die gesetzliche Grundlage dafür mit dem ÖPNRV-Gesetz (Bundesgesetz über die Ordnung des öffentlichen Personennah- und Regionalverkehr) seit 1999 vorhanden, so Korschil. Allerdings schlagen die Grünen vor, die Kompetenz von Gemeinde- auf Landesebene zu verschieben. Denn die geübte Praxis heute werde von der Konkurrenzsituation der Gemeinden geprägt. Derzeit würden die Gemeinden sich eher darin überbieten, mit dem Nichtzahlenmüssen der Abgabe die Betreiber zu ködern.

Dass die Abgabe am Ende die Konsumenten bezahlen, sei keineswegs ausgemachte Sache, so Korschil. Denn wenn die Lebensmittel dort teurer sind, werden sie die Konsumenten einfach woanders kaufen. Das sieht Sabine Schober von Standort&Markt anders. Sie zeigt sich eher skeptisch gegenüber einer solchen Abgabe und hält "von einer zusätzlichen Gebühr wenig." Ohnedies sei der Bau von Einkaufszentren in der Grünen Wiese heute quasi Vergangenheit, so Schober im Gespräch mit derStandard.at. Die meisten hätten auch eine öffentliche Anbindung, wenn es auch oft nur ein Regionalbus sei. Außerdem erscheint Schober die Idee reichlich unausgegoren: "Gilt das auch für den Hornbach oder den Möbelhandel? Soll ich dann das Kastel am Rücken im Öffi transportieren? Sollen die Betreiber, die es dem Konsumenten bequem machen, bestraft werden?" (Regina Bruckner, derStandard.at, 26.01.2010)