So führte also der Sparzwang zum Rückzug auf den Küniglberg - weg vom Haas-Haus - und führte auch zum Versuch, mit Im Zentrum die TV-Gegenwart zu besuchen. Und siehe da - aus dem Paläozoikum ist man draußen: Im Foyer der ORF-Zentrale ist nun Publikum angehalten, Statements applaudierend zu adeln. Zudem ist für die Talkrunde, die sich halbkreislich positionierte, um Fragen zum Sturz des Skifahrers Hans Grugger zu erörtern, auch endlich Platz zum Atmen und unfallfreien Gestikulieren.

Und tatsächlich wurden zwischendurch Beiträge (ihrer zwei) eingepflanzt wie auch zwei thematisch spezialisierte Gäste, die von Frau Thurnher an einem Seitentischchen interviewt wurden, wofür sie die Kernrunde kurz verlassen hatte. Sich an diese "Umwälzungen" zu gewöhnen wird weder notwendig noch schwierig sein. Man kennt die Inszenierung im Grunde von Anne Will. Zugegen waren aber jedenfalls 473.000 Seher (23 Prozent Marktanteil), also deutlich mehr als in der Vorwoche beim Abschied vom Haas-Haus (349.000 Zeugen und 17 Prozent Marktanteil; Thema: Wer wird Sozialdienst leisten?). Guter Beginn.

An der Hitze der Debatte kann es jedoch nicht gelegen sein - wenn, dann eher schon an ihrer Gemütlichkeit. Als hätte die bequeme Sitzgelegenheit ihre zu beruhigende Wirkung entfaltet, gerieten leider nur der Funktionär (Peter Schröcksnadel) und der Philosoph (Konrad Paul Liessmann) mitunter mild aneinander. Bitte in Hinkunft also immer Funktionäre und Philosophen einladen.

Dennoch: Auch der seltsamste Satz des Abends (Funktionär: "Hätten wir jeden Tag so einen Fall, würde sich kein Mensch aufregen!") konnte die verbale Temperatur nicht erhöhen. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD; Printausgabe, 25.1.2011)