Brüssel - Die EU-Landwirtschaftsminister haben bei ihrer Ratssitzung am Montag in Brüssel eine europaweite Vereinheitlichung und Verschärfung von Dioxinkontrollen im Futtermittelbereich beschlossen. Nach einem deutschen Vorschlag soll vor allem sichergestellt werden, dass Fetthersteller technische Fette und Nahrungsmittelfette für die Produktion von Futtermitteln strikt trennen.

Nach den Skandalen in Norddeutschland, wo in Betrieben die Grenzwerte zunächst in Eiern, später auch in Schweinefleisch vielfach überhöht waren, war es EU-weit zu Einbrüchen auf den Märkten gekommen. In Österreich sei der Preis für Schweinefleisch zuletzt um 15 Prozent gesunken, "nicht nur saisonbedingt", berichtete Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich für Österreich.

Die EU-Kommission zeigte sich bereit, den betroffenen Schweinebauern in der Union unter die Arme zu greifen. Bis auf weiteres wird sie die private Lagerhaltung von Schweinefleisch finanziell unterstützen, sodass der Druck von den Märkten genommen und der ursprüngliche Kilopreis wieder erzielt werden kann.

Wie viel die Aktion Europas Steuerzahler insgesamt kostet, war am Montagabend noch nicht klar. Eine ähnliche Aktion vor Jahren schlug sich mit 42 Millionen Euro zu Buche. Bis Ende der Woche soll eine Arbeitsgruppe prüfen und die Vorbereitungsarbeiten abschließen. Geprüft werden sollen auch bessere Exportabsätze in Drittländer und eine Versicherungslösung.

Was nun den weiteren Umgang mit der Dioxingefahr betrifft, war man sich nur über schärfere Kontrollen einig. Ein weiterer Vorschlag aus Deutschland auf Erstellung einer "Positivliste" all jener Stoffe, die in Futtermitteln enthalten sein dürfen, wurde von den Agrarministern abgelehnt. Gesundheitskommissar John Dalli wies darauf hin, dass es bei den Kontrollen Handlungsbedarf vor allem in Deutschland gebe. Laut Berlakovich sei Österreich von den Änderungen praktisch nicht betroffen, weil das vorgeschlagene Kontrollsystem hierzulande bereits seit Jahren erfolgreich praktiziert werde. Die Ages sei als Zentralbehörde verantwortlich, sie arbeite mit den regionalen Behörden eng zusammen. Die Lage sei auch deshalb weniger brisant, als in Österreich nur ein Fetterzeuger auf dem Markt sei.

Berlakovich drängt auf eine Debatte über ein "neues europäisches Lebensmittelmodell". Klasse statt Masse sei angesagt. Aber, auch noch so ausgefeilte Methoden der Kontrolle würden "einzelne Kriminelle" nicht verhindern. (Thomas Mayer aus Brüssel, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.1.2011)