Graz - Mit dem "Brustzentrum Graz" ist das österreichweit erste universitäre Brustzentrum nach den Vorgaben der Österreichischen Zertifizierungskommission zertifiziert worden. Ein breites Netzwerk aus Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen soll den Patientinnen höchste Qualität bei Diagnostik und Therapie bieten, hieß es im Pressegespräch am LKH- Uni-Klinikum in Graz.

Rund 5.000 Frauen erkranken österreichweit jährlich an Brustkrebs, 600 davon allein in der Steiermark. Früherkennung und optimale Behandlung sind die Instrumente für eine hohe Heilungsrate. Qualitätssicherung und Innovation sind daher die wichtigsten Ziele des Brustzentrums. Mit Ausnahme von Niederösterreich gibt es in allen Bundesländern derartige Einrichtungen.

Erarbeitete Qualitätsstandards

Der Begriff Brustzentrum ist derzeit nicht geschützt und sagt nichts über die gebotene Qualität aus. Für Österreich wurden die Qualitätsstandards daher interdisziplinär von der Österreichischen Zertifizierungskommission - bestehend aus den Österreichischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe, für Radioonkologie, Radiobiologie und medizinische Radiophysik, für Nuklearmedizin sowie die Röntgengesellschaft erarbeitet, schilderte Hellmut Samonigg, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der Uni-Klinik für Innere Medizin. Das unabhängige Schweizer Unternehmen (Doc-Cert) hat geprüft, ob das Zentrum die Vorgaben in den Alltag umgesetzt hat. "Patienten mit Brustkrebs wird in unserem Zentrum die bestmögliche Behandlung durch die jeweils höchstqualifizierten Experten ermöglicht", versicherte der Onkologe.

Unter anderem sehen die Vorgaben 100 neu diagnostizierte Karzinome als Mindestfallzahl und 30 chirurgische Eingriffe pro Chirurg vor, während beispielsweise die European Society of Mastology (EUSOMA) von zertifizierten Spitälern mindestens 150 Erstdiagnosen und 50 Eingriffen pro operierenden Chirurg jährlich verlangt. Die Richtlinien seien in Österreich "nicht eins zu eins umsetzbar", so Samonigg, der als Mitglied der österreichischen Zertifizierungskommission selbst an der Entwicklung der Vorgaben mitgewirkt hat.

Interdisziplinäre Experten

Im Grazer Brustzentrum sind Spezialisten der Fachbereiche Chirurgie, Gynäkologie, Onkologie, Pathologie, Radiologie, Radioonkologie, der Pflege, Psychologen, Sozialdienst und Psychotherapie beteiligt. Das Servicespektrum reicht von der Diagnostik und umfassender Therapie bis zur Nachsorge. Das Zentrum müsse jährlich einen Nachweis der entsprechend hohen Qualität in Diagnostik und Therapie erbringen und wird alle drei Jahre neu überprüft, so der Ärztliche Direktor Gernot Brunner. (APA)