Sanaa - Im Jemen haben Tausende Demonstranten den Rücktritt oder die Amtsenthebung von Präsident Ali Abdallah Saleh gefordert. Studenten und Aktivisten oppositioneller Gruppen versammelten sich am Samstag in der Universität von Sanaa, wo sie mit Sprechchören gegen den Staatschef protestierten, der seit 32 Jahren im Amt ist. Bei der Protestaktion handelte es sich offenbar um die erste, die gegen den Präsidenten gerichtet war. Die Demonstranten hatten sich vom Sturz des tunesischen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali inspirieren lassen: "Oh, Ali (Saleh), gesell' dich zu deinem Freund Ben Ali", rief die Menschenmenge.

Die Polizei setzte Tränengas gegen die Teilnehmer der Protestaktion ein. Die Demonstranten hatten sich auch versammelt, um ihrem Ärger über vorgeschlagene Verfassungsänderungen Luft zu machen, wonach der jemenitische Präsident sein Amt auf Lebenszeit behalten könnte. Die jemenitische Regierung steht innenpolitisch stark unter Druck, weil sie den Kampf gegen Al-Kaida immer mehr den USA überlässt. Im Vorjahr war der Vizegouverneur der Provinz Marib von einer Kampfdrohne der US-Armee getötet worden. Die Regierung hat auch nach der Veröffentlichung der US-Diplomatenberichte durch Wikileaks dementiert, dass das amerikanische Militär in dem südarabischen Land Jagd auf Al-Kaida-Terroristen macht. Amerikanische Medien hatten unter Berufung auf den Geheimdienst CIA berichtet, der Ableger des Terrornetzwerks im Jemen stelle gegenwärtig die größte Gefahr für die USA dar. Deshalb sollten Geheimoperationen mit verdeckten Drohnen-Angriffe unterstützt werden. (APA/dapd)