Das 200 Quadratmeter große Einfamilienhaus der steirischen Familie Pabst vor der Sanierung.

Foto: privat/Pabst

Nach der Sanierung: Neues Dach, Wärmedämmung, Zubau mit großen Fenstern und neue Rollos. Der Energiebedarf ist seither um rund zwei Drittel gesunken.

Foto: privat/Pabst

Im Frühjahr will die Regierung mit einer Neuauflage des Sanierungsschecks starten, einem einmaligen finanziellen Zuschuss für Bauherren, die in die thermische Sanierung ihrer Gebäude investieren. Die Aktion lief erstmals im Jahr 2009, wurde 2010 nicht wiederholt und soll von 2011 bis 2014 mit einer jährlichen Fördersumme von 100 Millionen Euro durchgeführt werden. Die verantwortlichen Ministerien – Umwelt und Wirtschaft – halten sich mit Detailangaben noch bedeckt. derStandard.at hat nachgefragt, wie das Förderprojekt 2009 verlaufen ist und wie es 2011 weitergeht.

Laut Umweltministerium wurden 2009 insgesamt 15.556 Projekte gefördert, durch die gesetzten Sanierungsmaßnahmen werden demnach mehr als 4,1 Millionen Tonnen CO2 weniger in die Luft geblasen. "Die privaten Haushalte sparen damit jährlich 248.000, die Betriebe 110.000 Megawattstunden ein. Für den einzelnen Wohnbau bedeutet dies eine durchschnittliche jährliche Heizkostenersparnis von 850 bis 960 Euro", heißt es aus dem Ministerbüro.

Bilanz über die Hälfte der Sanierungsschecks

Die Anträge konnten 2009 über die vier heimischen Bausparkassen Raiffeisen, s Bausparkasse, Wüstenrot und ABV gestellt werden, wobei Raiffeisen eigenen Angaben zufolge rund die Hälfte aller Förderfälle abwickelte.

Dazu gibt es nun auch konkrete Zahlen: 39 Prozent der geförderten Sanierungen betrafen Gebäude, die zwischen 1971 und 1980 erbaut wurden. Jeweils rund ein Viertel wurde zwischen 1961 und 1970 beziehungsweise vor 1960 gebaut. Auffällig ist hier vor allem die Zahl von Häusern aus der Zeit der Jahrhundertwende: Immerhin stammen acht Prozent aus der Zeit bis 1900, davon sechs Prozent genau aus dem Jahr 1900. Auch relativ neue Gebäude kamen zum Zug: Zehn Prozent der Häuser wurden zwischen 1981 und 1990 gebaut, drei Prozent ab 1991.

34.095 Euro wurden im Schnitt ausgegeben

Der durchschnittliche Zuschuss (maximal 5.000 Euro waren möglich) betrug 4.254 Euro. Insgesamt gaben die Förderwerber pro Gebäude im Schnitt 34.095 Euro aus.

Gefördert wurden allen voran die Wärmedämmung (55 Prozent), aber auch Fenster- und Türentausch (35 Prozent) sowie die Modernisierung des Heizsystems (9 Prozent). Die Ausstellung eines Energieausweises wurde den Zahlen zufolge allerdings nur in einem Prozent aller Fälle gefördert. Fast zwei Drittel der Antragsteller, nämlich 60,3 Prozent, erhielten die maximale Förderung von 5.000 Euro.

Steirer sanierte Haus aus 1901

Der Steirer Gottfried Pabst ist einer jener Bauherren, die 2009 ein Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende saniert haben: Das rund 200 Quadratmeter große Einfamilienhaus wurde um 1901 erbaut und in den Siebziger Jahren renoviert und aufgestockt. Eine Sanierung war schon seit längerem geplant, vom Sanierungsscheck hörte Pabst durch Zufall. Neben einem neuen Dach wurde ein Zubau ohne Heizung, aber mit vielen Fenstern und guter Isolierung umgesetzt. Die Außenwände wurden gedämmt, neue Rollos angebracht.

Die Gesamtkosten betrugen mehr als 60.000 Euro, allein die Wärmedämmung schlug mit 25.000 Euro zu Buche. Die Familie erhielt dafür die maximale Fördersumme von 5.000 Euro. Der Effekt: Die Energierechnung sank um rund zwei Drittel. "Vor der Sanierung hatten wir einen jährlichen Energieverbrauch zwischen 22.000 und 28.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr, 2010 waren es nur 8.700 kWh", berichtet Pabst.

Diesmal mehr Geld für privaten Wohnbau

Insgesamt waren bei der ersten "Sanierungsscheck"-Aktion 2009 Förderungen von 100 Millionen Euro geplant, davon je zur Hälfte für den Wohnbau und für Betriebe. Weil die Nachfrage von Seiten privater Investoren aber größer war als erwartet – die Mittel waren innerhalb von zehn Wochen ausgeschöpft -, wurde umgeschichtet und auf 60 Millionen Euro für den Wohnbau erhöht.

Diese Erfahrung führte auch zu Änderungen des für 2011 geplanten Sanierungsschecks: Von den 100 Millionen Euro Fördersumme sind laut Raiffeisen Bausparkasse diesmal 70 Prozent für den Wohnbau geplant. Wie hoch die Förderungen für den Einzelnen heuer sind, steht noch nicht fest, bei der Raiffeisen Bausparkasse geht man allerdings von ähnlichen Summen wie 2009 aus.

Wer damals leer ausgegangen ist (es konnte theoretisch bis Jahresende 2010 eingereicht werden), kann sein Glück noch einmal versuchen. Dazu muss allerdings ein neuer Antrag gestellt werden, alte Anträge werden nicht automatisch nachgereicht. Fristen für die Einreichung wurden noch nicht verkündet. Die Endabrechnung musste bis zu zwölf Monaten nach Förderzusage vorgelegt werden.

Studie lobt und kritisiert

Eine erste Bilanz über den Sanierungsscheck 2009 hat Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen GmbH im Auftrag der Grünen in einer Studie mit dem Titel "Wohnbau und Gebäudesanierung als Wirtschafts- und Klimaturbo" gezogen. Fazit: Ein gelungenes Paket, das die Gesamt-Sanierungsrate von bis dahin zirka 1,0 Prozent einmalig um 0,35 Prozent erhöhte.

Dennoch gibt es Kritik: Die Förderungsmittel seien zu rasch ausgeschöpft gewesen, bei der Ausstellung von Energieausweisen sei es zu Engpässen gekommen, einzelne Dienstleistungen und Bauprojekte seien teurer geworden, im privaten Sektor seien ausschließlich Eigenheime gefördert worden.

Studienautor gibt Tipps

Amann gibt für die Neuauflage des Sanierungschecks zwei Empfehlungen ab: Erstens hält er es für ratsam, die Gesamtfördersumme von 100 Millionen Euro wie 2009 ursprünglich geplant zu gleichen Teilen auf private Bauherren und Betriebe aufzuteilen. Der Grund dafür: Im privaten Sektor seien die Fördermittel 2009 zwar schneller ausgeschöpft gewesen. Das liege aber daran, dass Betriebe mehr Zeit brauchen würden, eine Sanierung anzugehen. Letztendlich habe es auch im gewerblichen Sektor genügend Antragsteller gegeben, die Mittel seien ausgeschöpft worden. Zweiter Kritikpunkt: Amman empfiehlt, künftig nur mehr "umfassende Sanierungen" und keine Einzelmaßnahmen mehr zu fördern. (red, derStandard.at)