"Crazy Anatomy" bei Shiseido

Foto: Shiseido

Politiker-Rochade bei einer ägyptischen Zeitung

Foto: psdisasters.com

"Artist's impression" der X-Factor-Teilnehmer auf Metro.co.uk

Foto: metro.co.uk

Alicia Silverstones Kopf, aber nicht ihr Körper

Foto: psdisasters.com

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Bin Laden, oder doch eher ein spanischer Poltiker?

Foto: Archiv

"Aus großer Kraft folgt große Verantwortung." Das wusste schon Spidermans Onkel. Photoshop ist ein mächtiges Bildbearbeitungs-Werkzeug, mit dem sich viel anstellen lässt. Speckrollen und Falten verschwinden ohne Diät und Skalpell in Sekunden. Personen werden an Orte gebeamt, an denen sie nie waren. Stress, Hektik oder mangelnde Bildbearbeitungskenntnisse führen jedoch oft dazu, dass Werbekampagnen oder Pressefotos schnell zum PR-Gau werden. Das ist für die Verantwortlichen oft nicht nur peinlich, sondern erreicht gelegentlich auch politische Dimensionen.

Shiseidos "Crazy Anatomy"

An vorderster Front, um Bildpannen aufzudecken, kämpft der Blog Photoshop-Disasters. Der Fundus des Blogs ist nahezu unerschöpflich. Eine Entdeckung, die es gleich in mehrere Medien schaffte, war das verpatzte Plakat der Kosmetik-Firma Shiseido. Darauf abgebildet ist eine unbekleidete Frau, deren rechtes Bein und linke Hand vom Körper "abgetrennt" wurden. Beim Konzern bemühte man sich schnell um Aufklärung: dass das Foto verwendet wurde, sei ein Versehen gewesen.

Alicia Silverstones geklauter Kopf

In die "Top 20 Photoshop Disasters of 2010" des Blog hat es auch eine Unterwäsche-Verpackung geschafft. Die Grafiker haben dafür nicht nur den Kopf von Schauspielerin Alicia Silverstone geklaut, sondern ihn in völlig falscher Proportion auf den Körper des Unterwäsche-Models gesetzt.

"Artist's impression"

Von Proportionen wenig Ahnung zu haben scheint auch der Schöpfer einer Foto-Montage der britischen Seite Metro.co.uk. Die Teilnehmer der Casting-Show X-Factor wurden derart unprofessionell in eine Aufnahme zusammengeschnitten, dass man sich fragt, ob sich dieses Bild noch irgendjemand anderer in der Redaktion angesehen hat. Da hilft auch der Hinweis "artist's impression" in der Bildunterschrift nichts mehr.

Mubarak drängt sich vor

Besonders peinlich ist es, wenn Zeitungen beim "Photoshoppen" erwischt werden, um Politiker in ein besseres Licht zu rücken. Die Blogger machten im September eine Entdeckung dieser Art. Die ägyptische Zeitung Al-Ahram hatte das Foto vom Besuch des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, Israels Premier Benjamin Netanyahu, Jordaniens König Abdullah und von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas im Weißen Haus ein wenig "umgestellt". Die Original-Aufnahme zeigt Mubarak links hinter den anderen Politikern. In der Al-Ahram-Version wurde der ägyptische Präsident an die Spitze gesetzt und auch noch gespiegelt. Die Fälschung flog natürlich schnell auf und führte zu Protesten der Opposition.

BP: Probleme mit Öl und Fotos

Die durch eine Explosion auf einer Bohrinsel von BP verursachte Umweltkatastrophe beherrschte die Medienwelt in der ersten Hälfte des Jahres. Während die Welt auf den Öl-Teppich im Golf von Mexico blickte, entdeckte ein Blogger auf der Homepage des Konzern ein manipuliertes Foto aus der Krisen-Kommandozentrale. Nachdem die Aufmerksamkeit auf die Aufnahmen gelenkt war, wurden gleich mehrere manipulierte Fotos aufgespürt. In mehreren Fällen waren in Aufnahmen von Überwachungsmonitoren oder aus dem Inneren eines Hubschraubers fremde Bildbereiche hineinkopiert worden. BP gestand die Manipulationen ein und versicherte, dass man mit dem verantwortlichen Fotografen gesprochen hätte.

Das FBI bastelte sich einen Bin Laden

Unangenehm kann die Bildmanipulation aber nicht nur für die Verantwortlichen, sondern auch für die "Opfer" werden. Anfang des Jahres sorgte die Umgangsweise des FBI mit Fotos aus dem Internet für Aufsehen. Die Beamten hatten das Foto eines spanischen Politikers zum Ausgangspunkt genommen, um ein Phantombild von Osama bin Laden zu erstellen. Das Foto sollte zeigen, die Bin Laden gealtert aussehen könnte. Das FBI erklärte, dass man in Googles Bildsuche einfach nur nach geeigneten Gesichtern gesucht habe und dabei zufällig auf das Foto des Parlamentsabgeordneten Gaspar Llamazares gestoßen sei. Es folgte eine Entschuldigung der US-Botschaft. Es bleibt der bittere Geschmack, dass offenbar jedes im Internet veröffentlichte Portrait in der Phantombild-Datenbank des FBI landen könnte. (Birgit Riegler/derStandard.at, 22. Jänner 2011)

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