Ali Rahimi legt keinen Wert auf Namen und Marken. Gemütlich muss es sein - zum Beispiel mit Lustern aus Murano und Pölstern vom Interio.

(Foto: Lisi Specht)

Foto: Lisi Specht

Für den gebürtigen Perser Ali Rahimi, Inhaber eines Wiener Teppichhauses, ist Heimat dort, wo auch Sehnsucht ist. Das erfuhr Wojciech Czaja bei einem Kamingespräch.

"Ich bin viel unterwegs, so circa einmal im Monat, im Iran, in Indien, China und Pakistan, und bin daher nur selten zu Hause. Doch das macht nichts. Es gibt ein persisches Sprichwort, das besagt: 'Heimat ist dort, wo die Sehnsucht ist.' Mein Glück ist, dass ich mich schnell anpassen kann. Ich fühle mich mal in Wien zu Hause und mal in Teheran. Wenn die Stimmung passt, dann fühle ich mich sogar in der Wohnung von Freunden daheim. Das finde ich überhaupt etwas sehr Schönes.

Ich wohne im Palais Szechenyi in der Spiegelgasse, direkt über meinem Geschäft und mitten in der Wiener Innenstadt. Ich bin ein urbaner Mensch, ich liebe diesen Ort! Manchmal fühle ich mich hier in einem Dorf, in dem jeder jeden kennt und in der man sich auf der Straße grüßt. Natürlich gibt es diese kleinteiligen Strukturen auch in Teheran, aber ganz ehrlich: Hier in Wien ist die Welt etwas entspannter.

Außerdem habe ich die U-Bahn vor der Haustür, die Infrastruktur ist perfekt, der Bäcker ist ums Eck, und wenn ich in die Arbeit muss, dann stehe ich nicht stundenlang im Stau, sondern fahre mit dem Lift einfach nur ins Erdgeschoß. Die einzigen zwei Nachteile: Es ist laut, und Parkplätze sind hier eine Mangelware. Macht nichts. Das diszipliniert mich beim U-Bahn-Fahren.

Hätte ich Kinder, würde ich sicherlich irgendwo draußen im Grünen wohnen. Aber so – ich bin auch ledig – ist mein Leben ziemlich flexibel. Ich wohne zwar allein, aber ich lade oft Freunde und Gäste ein, und wir verbringen dann einen netten gemütlichen Abend. Ganz selten kommen auch Kunden und Geschäftspartner hier rauf, um sich den einen oder anderen Teppich anzusehen. Daher hat die Wohnung auch ein bisschen repräsentativen Charakter. Besser gesagt: Sie sollte haben! Seit Jahren ist alles in progress, nichts ist fertig.

Das Wichtigste ist für mich der Altbau. Ich brauche die hohen Räume um mich. Der Parkettboden knarrt mit jedem Schritt, die Wände sind schief, es sind hier mit Sicherheit schon wahnsinnige Geschichten passiert. Das Palais wurde für den Freiherrn von Schloissnigg erbaut, ab 1927 gehörte es dann der ungarischen Gräfin Széchényi. Ich finde das ja spannend!

Es ist schön, vorm offenen Kamin zu sitzen. Ich mache oft Feuer, manchmal sogar im Sommer. Das Feuer bringt mich immer zum Nachdenken. Ich kann da stundenlang reinschauen. Ich denke, das ist das Highlight in meinem Wohnzimmer.

Und was die Möbel betrifft: Ich bin jemand, der überhaupt nicht auf Namen und Marken Wert legt, sondern es muss mir einfach gefallen. Und so passiert es, dass ich einen Luster aus Murano habe, einen alten Esstisch mit Holznägeln aus Indien – der Transport hat mehr gekostet als der Tisch selbst – und Polster vom Interio. Warum nicht! Auch mit wenig Geld kann man schöne Sachen kaufen.

Ich habe einen hundert Jahre alten, französischen Gobelin an der Wand, und im Nebenzimmer hängen Bilder von Keith Haring und Andy Warhol. Ob das zusammenpasst? Keine Ahnung. Mir gefällt's. Gemütlichkeit ist für mich das Wichtigste überhaupt.

Am liebsten gehe ich auf Flohmärkten spazieren. Die schönsten sind in Paris und Florenz. Meistens nehme ich das eine oder andere Ding mit nach Wien. Für meinen Geschmack – warme und erdige Farben, Kerzenlicht und Möbel mit viel Geschichte – ist diese Form der Einrichtung genau das Richtige.

Ansonsten steht nicht viel herum. Ich bin ja der Meinung, dass es nichts Wichtigeres gibt als Teppiche, Stühle, Polster. Manchmal nehme ich mir einen Polster und lege mich damit auf den Boden. Da gibt es natürlich wieder ein persisches Sprichwort: 'Gib mir einen Teppich und einen Stuhl, und ich kann wohnen.' Und das stimmt wirklich." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.1.2011)