Eisenstadt - Die schon erwartete "burgenländische Energielösung" nimmt Gestalt an: Die beiden burgenländischen Energieversorger Bewag und Begas sollen zu einem gemeinsamen Unternehmen fusioniert werden, erklärte Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) am Freitag in Eisenstadt. Der Zusammenschluss sei bei einem "Energiegipfel" der Landesspitzen mit den Eigentümervertretern der beiden Versorger beschlossen worden, teilte auch Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl (ÖVP) mit.

Niessl sprach von "einer wichtigen Weichenstellung, damit es im Burgenland in der Zukunft nur einen Energieversorger geben kann". Bereits in den nächsten 14 Tagen soll eine gemeinsame Strategie erstellt werden, wie die strategische Ausrichtung von Bewag und Begas erfolgen und die Zusammenführung der beiden Unternehmen vor sich gehen soll. Dies soll später auch in den Hauptversammlungen der beiden Unternehmen beschlossen werden.

Gemeinden werden Anteile abgekauft

Niessl erklärte weiter, er fühle sich dafür verantwortlich, "dass die Burgenländer von einem starken Energieversorger im Burgenland einen möglichst guten Strom- und Gaspreis erhalten können". Im Papier über die strategische Ausrichtung werde auch drinnen stehen, "dass die Bewag sich auf das Kerngeschäft reduzieren soll", sagte der Landeshauptmann. Alle Auslandsbeteiligungen sowie im Inland jene Teile, die nicht zum Kerngeschäft gehören, sollen privatisiert werden. Der Bereich Ökoenergie soll hingegen im Burgenland ausgebaut werden.

Ab sofort sollen alle sinnvollen Kooperationen zwischen dem Stromversorger Bewag und dem Gasversorger Begas genützt werden. Dazu gab es in der Vergangenheit bereits Ansätze, so Niessl. Bis zum Sommer werde eine Bewertung der Begas durchgeführt. Ein Bewerter werde dabei von der Begas genannt, der zweite vom Land Burgenland, erläuterte Niessl. Das Land Burgenland wolle auf Basis dieser Bewertung den 110 burgenländischen Gemeinden, die Eigentümer der Begas sind, über die Landesholding "ein attraktives, faires Angebot" machen.

Über die Landesholding Burgenland sollen den Gemeinden dann die Anteile abgekauft werden. Somit würde das Land Burgenland zum Eigentümer, was die Kooperation zwischen Bewag und Begas weiter begünstige, meinte Niessl. Wenn es in Niederösterreich und in Wien nur einen Energieversorger gebe, "dann ist es natürlich auch im Burgenland ein Gebot der Stunde, dass wir in die Richtung eines Energieversorgers gehen, um in Zukunft gerüstet zu sein für den verschärften Wettbewerb" sowie für die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes, erklärte der Landeshauptmann.

Mehrheit bleibt beim Land

Die Mehrheit am neuen Unternehmen werde beim Land bleiben, sagte Niessl. Es sei auch in der Landesverfassung verankert, "dass der burgenländische Energieversorger mehrheitlich in burgenländischer Hand sein muss." Arbeitstitel für die Fusion sei "Burgenland Energie".

Zeitlich sei der Prozess auf zwei Jahre angelegt: Bereits die Festlegung der Dauer der Mandate für die Begas-Vorstände Rudolf Simandl und Leopold Buchmayer, die Ende 2012 auslaufen, sei "eine gezielte und strategisch ausgerichtete Vorgangsweise".

Landesholding erwirbt Anteile

Ab sofort würden alle Kooperationsmöglichkeiten zwischen den beiden Unternehmen genützt. An den Gemeinden liege es, das Angebot für ihre Anteile anzunehmen. Bis zum Sommer soll dazu die Bewertung der Begas vorliegen. Finanziert werden soll der Kauf laut Niessl über die Landesholding, die die Anteile erwerben soll. "Wir werden schauen wie viel wir in der Landesholding an finanziellen Mitteln haben und wir werden eine möglichst gute Finanzierungsform finden", so der Landeshauptmann.

In der Burgenländischen Landesholding sind neben Bewag, Belig (Beteiligungs- und Liegenschafts GmbH) auch die Kurbad Tatzmannsdorf AG und das Schlossmanagement untergebracht. Sie sei "in dieser Form eine der größten Holdings, die es überhaupt in Österreich gibt."

Gemeinden wollen "kein Bremsblock" sein

Zur Annahme des Angebots für die Begas-Anteile durch die Gemeinden sei eine Dreiviertelmehrheit der Aktien notwendig. "Wenn es ein faires Angebot wird, glauben wir, dass es auch bei der Zustimmung keine Probleme geben wird", so der Oggauer Bürgermeister Ernst Schmid (SPÖ), der auch Vertreter der Begas-Gemeindeanteilsverwaltung (GAV) ist. Man wolle im Hinblick auf Zusammenarbeit "sicherlich kein Bremsblock" sein, meinte Schmid. Für Bewag-Aufsichtsratschef Josef Kaltenbacher ist die Zusammenlegung "ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir werden ab sofort mit der Umsetzung beginnen."

Einig sei man sich darüber, "dass kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin entlassen wird", so Niessl. Man wolle teilweise die natürlichen Abgänge nicht nachbesetzen und so die Strukturen verändern. Die Bewag hat derzeit einschließlich der Beteiligungen etwa 1.200 Mitarbeiter, die Begas etwas mehr als 200.

Steindl: "Historische Grundentscheidung"

Landeshauptmannstellvertreter Steindl sprach von einer "historischen Grundentscheidung" im Burgenland. Man habe sich grundsätzlich geeinigt, dass man einen Energieversorger wolle. Die Wettbewerbssituation am Energiemarkt sei eine andere geworden. Steindl sprach von einer "Win-Situation" für die Burgenländer, die Wirtschaft und die Gemeinden. Man werde den Kommunen, die jetzt schon in der Finanzierung von Infrastrukturprojekten Schwierigkeiten hätten, ein "faires Angebot" machen.

Er habe "das Gefühl, dass wir heute schon Zeuge einer ganz historischen Weichenstellung für die Energiewirtschaft im Lande Burgenland geworden sind", sagte Bewag- und Begas-Aufsichtsratschef Burkhard Hofer. Die Herausforderungen für die Energiewirtschaft seien in Zukunft groß: "Der Wettbewerb wird sich sicher verstärken." Für das Burgenland bestünden exzellente Chancen, in der erneuerbaren Energie weiterführend mitzuarbeiten, so Hofer.

Aus Sicht der Burgenland Holding und der EVN (wo Hofer bis vor kurzem CEO war, nun Aufsichtsratschef ist) könne er den Schritt nur begrüßen, meinte Hofer: "Wir werden alles tun, was an Zustimmung notwendig ist, um dieses Projekt umzusetzen." Er sei überzeugt, dass man viele Gewinner zustandebringen könne - die Eigentümer im Sinne von ertragskräftigen Unternehmen, die Kunden durch kostengünstige Energiepreise und die Mitarbeiter durch solide Arbeitsplätze auf lange Sicht.  (APA/red)