Die 29-jährige Psychologie- und Fotografiestudentin Patrice Fuchs ist Spitzenkandidatin des VSStÖ.

Foto: derStandard.at/VSStÖ

Als dritte an der Reihe in der Interview-Serie zu den ÖH-Wahlen ist Patrice Fuchs vom Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ). Auch der VSStÖ zählte zu den großen Gewinnern der letzten ÖH-Wahlen: in der Bundesvertretung konnte er seine Mehrheit um vier Mandate steigern und ist derzeit mit 11 MandatarInnen im bundesweiten Studierendenparlament vertreten. Einziger Wehrmutstropfen für die SozialistInnen: sie mussten Platz zwei an die GRAS abtreten. Auch bei den kommenden ÖH-Wahlen möchte Patrice Fuchs die Mehrheit des VSStÖ ausbauen und strebt eine Neuauflage der rot-grünen Koalition an. Das Interview mit der Spitzenkandidatin des VSStÖ führte Sonja Fercher.

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derStandard.at: Was studierst du?
Patrice Fuchs: Psychologie an der Uni Wien (da bin ich fast fertig) und Fotografie an der Akademie der bildenden Künste.

derStandard.at: Was war die letzte Prüfung, die du gemacht hast?
Patrice Fuchs: Geometrisches Zeichnen an der Kunstakademie

derStandard.at: Wie finanzierst du deine Studiengebühren? (Eltern, mehr arbeiten..)
Patrice Fuchs: Ich bin in der seltenen und glücklichen Situation, Studienbeihilfe zu bekommen. Dadurch bekomme ich auch automatisch den Studienzuschuss, der die Gebühren deckt.

derStandard.at: Wenn die ÖH für einen Tag die Universitäten so umgestalten könnte wie sie wollte, welche fünf Dinge würdest du als Erstes ändern?
Patrice Fuchs: Abschaffung der Studiengebühren, engagierte Frauenförderungsmaßnahmen, Beschränkung der Nebentätigkeiten von Uni-ProfessorInnen, mehr Mitbestimmung für Studierende, bessere Studienbedingungen.

derStandard.at: Nenne eine Eigenschaft, die deine Fraktion unentbehrlich in der Studierendenpolitik macht.
Patrice Fuchs: Zwei Eigenschaften: Wir verbinden glaubhaft Politik und Service und kämpfen für die Verbesserung der sozialen Lage der Studierenden.

derStandard.at: Welche Partei würdest du zur Zeit am ehesten wählen und warum?
Patrice Fuchs: SPÖ, auch wenn mir in dieser Partei nicht alles gefällt, war und bin ich eine "Sozi"...

derStandard.at: Erzähle drei Beispiele des letzten Semesters, wo du einem/r Studierenden konkret weiterhelfen konntest.
Patrice Fuchs: 1.) Als Sozialreferentin der Bundes-ÖH versuche ich gerade, einen Rechtsschutz für Studierende einzuführen, die weder Unterhalt von den Eltern noch von der Studienbeihilfe bekommen.

2.) Ich habe über die Bundesvertretung organisiert und initiert, dass an den österreichischen Universitäten Wickeltische montiert werden.

3.) Wir haben mit Alfred Dorfer zusammen das Dorfer-Stipendium für AlleinerzieherInnen ermöglicht. Eine Antragsstellerin war eine israelische Witwe, deren Mann kurz zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Sie wohnt mit ihrem Sohn in einer evangelischen Kirche, hat gar kein Geld und versucht Theologie zu studieren...

derStandard.at: Was hältst du von deinen KonkurrentInnen?
Patrice Fuchs: Mit dem grünen Spitzenteam gibts eine konstruktive Gesprächsbasis, die auch Lust aufs gemeinsame Arbeiten macht, wenn wir die rot-grüne Koalition fortsetzen. Und Christoph Rohr von der ÖVP-Aktionsgemeinschaft ist ein Wunschgegner.

derStandard.at: Mit wem würde deine Fraktion am liebsten zusammenarbeiten, sollte sich die absolute Mehrheit für euch nicht ausgehen ;-) ?
Patrice Fuchs: Eine absolute Mehrheit wär schon auch cool. Ansonsten: mit der GRAS hats die letzten zwei Jahre ganz gut geklappt, die Präferenz ist klar.

derStandard.at: Durch das neue UniG wurde die Mitbestimmung der ÖH beschnitten, es gibt Studiengebühren. Kann denn die ÖH noch tatsächlich was für die Studierenden tun?
Patrice Fuchs: Die ÖH ist nach wie vor eine einzigartige politische Interessenvertretung, wenn dort Leute mit Ideen sitzen, und die ÖH ist eben auch ein wertvolles Instrument, um gegen Studiengebühren, Demokratieabbau, etc. zu kämpfen.

derStandard.at: Soll sich die ÖH auch politischen Themen äußern, die nicht direkt die Universitäten betreffen?
Patrice Fuchs: Der VSStÖ hat sich immer zum allgemeinpolitischen Mandat der ÖH bekannt. Wir sind ja nicht die Interessenvertretung der Universitäten, sondern der Studierenden - und die haben auch ein Leben außerhalb der Uni.

derStandard.at: Es gibt immer mehr Fachhochschulen und schon lange wird immer wieder gefordert, dass die Studiengänge sich stärker an der Praxis orientieren sollen. Wozu brauchen wir überhaupt noch Unis?
Patrice Fuchs: Weil Bildung auch mehr ist als möglichst schnelle, wirtschaftlich verwertbare Ausbildung. Ich glaube nicht, dass die Unis obsolet werden, und ich finde nicht, dass die Unis versuchen sollten, die besseren FHs zu sein, sondern ihre eigenen Stärken hat, die für unsere Gesellschaft nützlich sind!(sof/rasch/miS)