Die bewegendsten Fotos entstanden während Bruno Kreiskys letzten Lebensmonaten.

Foto: Konrad R. Müller

Wien - In den 1970er-Jahren wurde vieles bunter, auch die österreichische Sozialdemokratie. Auf Plakaten ließ sie Jungfamilien im Blumenmeer tanzen, sich selbst verpasste sie statt des militanten Rots ein damals für Autos modernes Signalorange. Der Weg in die Moderne sollte mit fröhlichen Farben gepflastert werden.

Dass demgegenüber die Erinnerung an Kreisky, den Kopf der neuen SPÖ, in Grautönen gehalten ist, hat mehrere Gründe. Zum einen arbeiteten Fotoreporter damals überwiegend in Schwarz-Weiß, nur die Werbestrategen inszenierten den Kanzler gerne in prallem Ektachrome. Das zurückhaltendere Material der klassischen Fotografie passte auch besser zum "Alten", der zwar Motor der Modernisierung gewesen sein mag, persönlich aber, in seinem Habitus, seiner Sprache, seinen Accessoires, Traditionelles bevorzugte.

Vor allem war es die Anziehung, die Kreisky auf Porträtfotografen ausübte. Keiner aber kam ihm so nah wie Konrad R. Müller. Der Berliner Fotograf war, das kann man rückblickend sagen, ein Glücksfall für Kreisky - und umgekehrt. Wolfgang Petritsch, damals Pressesekretär des Kanzlers, hatte ihn eingeladen, den Regierungschef für ein Buch zu dessen Siebzigstem, 1981, abzulichten

Das war, erinnert sich der mittlerweile selber Einundsiebzigjährige, der Beginn eines langen Arbeitsverhältnisses, die zur Duz-Freundschaft wuchs. Als Kreisky auf dem Höhepunkt seiner Macht und der internationalen Anerkennung war, gelangen Müller unzählige Aufnahmen von offiziellen und intimen, inszenierten und unbeobachteten Momenten.

Er begleitete ihn nach Abschluss des Buches noch weiter, auf Auslandsreisen und Parteifeiern, umringt von Reportern oder allein im Garten. Im richtigen Moment - ganz im Sinne Cartier-Bressons - löste er die offizielle Welt der Hochpolitik in Persönliches, Anekdotisches, Psychologisches auf.

Die bewegendsten Fotos entstanden während Kreiskys letzten Monaten in Wien und auf Mallorca. Gezeichnet von schwerer Krankheit, war er bereit, sich in aller Verletzlichkeit porträtieren zu lassen.

Alle Bilder wurden mit einer Mittelformatkamera mit enormer Detailschärfe gemacht und für die Mak-Schau neu in der Dunkelkammer ausgearbeitet.

Warum Müller gerade die Zusammenarbeit mit Kreisky als so geglückt empfindet? "Man muss mit den Porträtierten auf Augenhöhe kommunizieren. Wenn die begreifen, dass man gut ist in seinem Job, dann ergibt das ein wunderbares Verhältnis." (Michael Freund / DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2011)