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Foto: REUTERS/Juan Carlos Ulate

Koror - Haie gelten als blutrünstige Killer und gehören zu den am meisten gefürchteten Tieren der Welt. Menschen setzen den Räubern mit der zentralen Rolle im Ökosystem aber zunehmend zu, denn Haifischflossen sind vor allem in Asien beliebt. Beim Shark-Finning werden den Tieren oft bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten - zurückgeworfen ins Meer vereenden die Haie dort qualvoll. In einigen Regionen ist die Zahl der Raubfische um bis zu 70 Prozent zurückgegangen. Die Bestände einiger Haiarten sanken in den vergangenen 20 bis 30 Jahren sogar um 90 Prozent.

Der winzige Pazifikstaat Palau ist inzwischen Vorreiter im Kampf gegen die Ausrottung der faszinierenden Tiere. Im September 2009 richtete der Archipel mit etwa 21.000 Einwohnern die weltweit erste Schutzzone für Haie ein. In seiner sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone im nördlichen Pazifik - einem Gebiet von fast 240.000 Quadratkilometern - ist der Haifang verboten.

Gründer der Schutzzone ist der Ire Dermot Keane. Er verschrieb sich der Rettung der Tiere, nachdem er den Archipel 1995 besucht hatte. "Als ich zum ersten Mal hierher kam, arbeiteten 50 bis 60 Haiboote in den Gewässern vor Palau", sagt er. "Sie hatten Haifischflossen von den Masten hängen. Es war nicht nur ein widerwärtiger Anblick für die Tauchtouristen, es hat auch ekelerregend gestunken. Haifischflossen auf den Booten - das gab Palau kein positives Image."

Steigende Nachfrage

Haifischflossen gelten in Asien als Delikatesse. Mit zunehmendem Wohlstand in der Region erlebt die Nachfrage nach dem Gericht vor allem aus Prestigegründen einen wahren Boom. Damit wächst der Druck auf die Haipopulation weltweit. Nach Angaben der Umweltorganisation Pew Environment Group werden jedes Jahr bis zu 73 Millionen Haie allein wegen ihrer Flossen getötet. Auf dem Schwarzmarkt werden pro Kilo umgerechnet bis zu 75 Euro bezahlt. Für die Suppe sterben die Haie einen qualvollen Tod. Beim sogenannten Finning werden ihnen bei lebendigem Leib die Flossen abgehackt. Danach werden die verstümmelten Tiere im Meer entsorgt, wo sie hilflos zu Boden sinken, verbluten, ersticken oder gefressen werden.

Da sich Haie nur sehr langsam vermehren, brauchen die Populationen lange, um sich wieder zu erholen - bei der heute betriebenen kommerziellen Fischerei fast eine Unmöglichkeit. Keane zufolge existieren in den Gewässern von Palau bisher 130 verschiedene Haiarten. Weil die Raubfische an der Spitze der Nahrungspyramide stehen, sind sie wesentlich für das Ökosystem ihrer jeweiligen Nische: "Wir sehen immer weniger Hochseehaie", warnt Keane. "Ohne sie gerät die Nahrungskette aus dem Gleichgewicht, was wiederum das Ökosystem verändert."

Umdenken auf Palau

Ende der 1990er Jahre begann der Ire, sich für die Einrichtung einer Schutzzone einzusetzen. Zu Beginn kämpfte er dabei nach eigenen Worten vor allem gegen den schlechten Ruf der Raubfische. "Die meisten Einwohner fanden, dass es um die Haie nicht schade sei, weil sie die Fische wegfressen." Seither fand bei der Bevölkerung von Palau ein Umdenken statt.

Auch Präsident Johnson Toribiong kämpfte wiederholt vor den Vereinten Nationen für die Rettung der Meeresräuber. Unter anderem zitierte er Studien, wonach Haie als Touristenattraktion weitaus wertvoller seien als für die Fischerei. Zum ersten Jahrestag der Schutzzone im September sagte Toribiong: "Das Überleben der Haie und das unserer Meere ist wichtiger als eine Schüssel Suppe. Diese Kreaturen werden abgeschlachtet und sind am Rande des Aussterbens, wenn wir sie nicht aktiv schützen."

Sein Einsatz scheint sich auszuzahlen. Das bestätigt Thomas Tutii von der Küstenwache Palaus: "Wir sehen keine Haiflossen mehr an Bord ausländischer Fischerboote", sagt er. "Sie scheinen sich daran zu halten." (APA/AFP/red)